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AJZ Bielefeld ,
13.04.2004 :
100 Jahre AJZ / 30.04. - 02.05.2004
Es gibt doch was zu feiern ...
Es gibt Dinge, die können selbst ausgemachten Frohnaturen wie uns die Laune verderben.
Die Demontierung des Sozialstaats zum Beispiel oder der erhöhte Verwertungsdruck an den Unis und die damit verbundenen finanziellen Einschnitte im eigenen Leben.
Der Rückzug des Staates aus dem sozialen Bereich, die zahlreichen Kürzungen bei sozialen Einrichtungen gehen einher mit der Aufrüstung des innerstaatlichen und militärischen Sicherheitsapparats. Eine immer erbarmungslosere Abschiebepraxis wird genauso vorangetrieben wie der Ausbau der Festung Europa. Die Politik bemüht sich um Elendsverwaltung und schafft härtere Strafen für BettlerInnen und Obdachlose, und elektronische Überwachung privater und öffentlicher Räume soll dafür sorgen, dass niemand auf "dumme Gedanken" kommt.
Die Konsumzonen der Stadt sollen von unverwertbaren das heißt geldlosen Menschen "gesäubert" werden um ein möglichst störungsfreies Kaufklima zu erzeugen. Abends weggehen wird für immer mehr Menschen zum Luxus. Räume ohne Konsumzwang, mit bezahlbarem Eintritt und ohne "Schönheits"kontrolle am Eingang werden zur Seltenheit. Immer mehr selbstverwaltete Kulturprojekte werden zu stinknormalen, öden und teuren Kulturanbietern.
Viele Menschen sind von den aktuellen Zumutungen betroffen, und auch für die, die kein Leben zwischen Ausbeutung, Stumpfsinn und Isolation wollen, wird der Kampf um eine möglichst entspannte und rentable Reproduktion härter. Die soziale Hängematte, in der mensch sich von den Anstrengungen des aktiven Widerstandes gegen die Widrigkeiten des kapitalistischen Alltags etwas ausruhen konnte, ist fast weg gekürzt. "Arbeitsunwillige" dürfen in der BRD nun ganz offiziell hungern und frieren und auch wenn es real keine Arbeitsplätze gibt, wird so getan als wären die "faulen Arbeitslosen" daran Schuld.
Was gibt's da zu feiern? Na uns! Das AJZ wird dieses Jahr mal wieder 30 Jahre alt. Diesmal kann der Einzug in die Heeper 132 gefeiert werden und somit 30 Jahre linke Politik und subversive Gegenkultur in diesem Haus. Es mag vielleicht etwas aufgesetzt wirken in Zeiten einer marginalisierten und zerstrittenen Linken eben diese abzufeiern, doch ist die momentane Situation gar nicht sooo düster, wie einige immer wieder meinen betonen zu müssen. Zwar werden linke Projekte wie das KTS in Freiburg, die Walli in Lübeck und die Alte Meierei in Kiel, die ExSteffi in Karlsruhe oder der AZ-Wagenplatz in Osnabrück oder die Villa in Bünde akut in ihrer Existenz bedroht, doch regt sich dagegen auch wieder vermehrt Widerstand, der nicht nur auf den Erhalt einer Kulturnische pocht, sondern die selbstverwalteten Räume und Strukturen als eine Basis linker Politik betrachtet, aus denen heraus in die Gesellschaft interveniert werden kann.
Die Auseinandersetzungen um den Wagenplatz Bambule in Hamburg sind schon lange nicht mehr nur auf die Forderung nach einem neuen Platz reduzierbar und das was den einen oder anderen Knick in Schills Laufbahn als Innensenator brachte, lässt jetzt auch den Hamburger Bürgermeister davor zurückschrecken, den Wagenplatz Henriette räumen zu lassen.
Ebenfalls erfreulich und partytauglich ist die Tatsache, dass es seit vielen Jahren mal mehr, mal weniger Menschen gibt, die sich nicht abfinden wollen mit einem lebensfeindlichen globalen System der Ausbeutung und Unterdrückung. Die nicht vor den Grenzen, die diese kalte und präzise Maschinerie überall und auch im eigenen Kopf zwischen den Menschen zieht, kapitulieren und sich nicht mit einem sexistischen Normalzustand abfinden wollen. Seit nun mehr als 30 Jahren ist das AJZ ein Ort, an dem diese Menschen zusammenkommen und gemeinsam Politik machen, Bier trinken, abmoschen und natürlich hin und wieder auch richtig streiten.
Am Wochenende um den 1. Mai wollen wir mit euch all das feiern, was das AJZ für die Leute ausmacht, die mehr Anspruch ans Haus haben als billiges Bier und gute Musik, was natürlich nicht heißt, das diese beiden wichtigen Sachen in diesen Tagen nicht geboten werden ... Also runter vom Sofa, raus aus der Passivität und rein ins AJZ ...
... denn tote Stadt gibts genug!
Chaos Computer Club presents:
"Hackem"
Freitag, 30. April
18.00 Uhr: Eröffnungsveranstaltung des C3BI
19.00 Uhr: Freie Software: Geschichte und Hintergründe (Vortrag und Diskussion)
Anschließend, ca. 20.30 Uhr: Linux-Install-Workshop für Einsteiger, Umsteiger und alle anderen
Samstag, 1. Mai ab ca. 11.00 Uhr:
Vorträge und Workshops des CCC Bielefeld, u.a.
- Geschichte des Chaos Computer Club
- Vertrauliche Kommunikation im Internet (Verschlüsselung und elektronische Unterschriften)
- Anonymität im Internet
- Netzwerk handgemacht (WG-Netz & Co.)
- Retro-Computing (C64, Amiga and more)
Vortragszeiten und weitere Infos unter:
http://bielefeld.ccc.de/hackem
3 Tage durchgehend - Spende 5€ - kommt vorbei!
Freitag, 30. April, ab 20.00 Uhr: Kneipe und Vokü
Konzert: 22.00 Uhr
Samstag, 1. Mai: Party ab 22.00 Uhr
Essen - Filme - Maibowle
Sonntag, 2. Mai: Tag der offenen Tür ab 13.00 Uhr
Brunch - Hausführungen - Flohmarkt - (Standgebühr: 1 Kuchen)
Infoladen: 18.00 - 20.30 Uhr
Kino: 20.30 Uhr
Antifa-Kneipe: ab 21.00 Uhr
mail@ajz-bielefeld.de
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