Neue Westfälische ,
19.04.2004 :
Prizren: Das Leid im Kosovo selbst gesehen / Deutsche Politiker informieren sich vor Ort in der von Unruhen bedrohten Krisenprovinz auf dem Balkan
Von Dirk-Ulrich Brüggemann
Prizren. Einen persönlichen Eindruck von der Lage in der Unruhe-Provinz Kosovo haben sich aktuell neun Bundestagsabgeordnete verschafft - darunter auch Jürgen Herrmann aus dem Wahlkreis Höxter/Lippe II. Sie besuchten Prizren, die zweitgrößte Stadt der Region, und die Hauptstadt Pristina.
Zusammen mit Walter Kolbow, dem Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, waren sie zu einer dreitägigen Reise ins Kosovo und nach Bosnien-Herzegowina geflogen, um sich vor Ort über die Einsätze der deutschen Soldaten bei KFOR und SFOR zu informieren. Erst Mitte März hatten blutige Zusammenstöße zwischen Albanern und Serben weltweit Schlagzeilen gemacht.
Jürgen Herrmann, der auch Mitglied des Verteidigungsausschusses ist, zeigte sich tief betroffen, als er bei einem Rundgang durch die Altstadt von Prizren vor den niedergebrannten serbisch-orthodoxen Kulturgütern stand. Dort hatten am 17. März mehr als 1.000 gewaltbereite Demonstranten 20 deutschen Soldaten gegenüber gestanden, die den Bischofssitz und die St.-Georgskirche sicherten.
Als in der Nacht die Ausschreitungen eskalierten, brachten die deutschen KFOR-Soldaten die Bewohner des Bischofsitzes in Sicherheit. Mit Brandflaschen steckten die Demonstranten anschließend erst den Bischofssitz, dann die Kirche und letztlich das Serbenviertel an.
Begleitet wurde Herrmann von Oberst Dierk Lenuweit, Kommandeur des Verteidigungsbezirkskommandos 35 in Augustdorf, der zur Zeit im Kosovo bei der Multinationalen Brigade Südwest stationiert ist. Lenuweit ermöglichte Jürgen Herrmann auch einen kurzen Besuch bei den 32 aus Prizren evakuierten Serben, die zur Zeit in der Turnhalle im KFOR-Feldlager untergebracht sind Darunter auch eine junge Serbin, die in drei Wochen ihr Baby erwartet. Anschließend stellte Oberst Lenuweit den heimischen CDU-Abgeordneten noch das Feldlazarett vor, das mit einem kompletten deutschen Kreiskrankenhaus vergleichbar ist.
redaktion@neue-westfaelische.de
|