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02.04.2004 :
Empörung - CDU-Ortsvereinschef bezeichnet Ausländeranteil als "Tumor"
Hannover (ddp-nrd). Die ausländerfeindliche Rede eines CDU-Ortsvereinschefs sorgt in Niedersachsen für Entrüstung und politischen Wirbel. Der CDU-Vorsitzende von Pohle, Jürgen Bregulla, hatte auf einer Veranstaltung am 26. März die Zunahme des Ausländeranteils als "Tumor" bezeichnet, "der die Gesundheit unserer Gesellschaft bedroht", wie die in Hannover erscheinende "Neue Presse" (Freitagausgabe) berichtete. Es gelte "den politischen Chirurgen zu finden, der diesen Tumor wegoperiert". Es sei "eine Schicksalsfrage unseres Volkes", hatte Bregulla in Anwesenheit des CDU-Landtagsabgeordneten Joachim Runkel gesagt.
Die Opposition im niedersächsischen Landtag wirft Runkel vor, nicht eingegriffen zu haben. CDU-Fraktionssprecher Thomas Spieker sagte am Freitag auf ddp-Anfrage in Hannover, Runkel habe sich mittlerweile "klar distanziert" und die Wortwahl des Ortsvereinschefs als "inakzeptabel und unmenschlich" bezeichnet.
CDU-Generalsekretär Friedrich-Otto Ripke kündigte ein Gespräch mit dem Ortsvereinsvorsitzenden an. Er halte den Vorfall "für einen Ausrutscher", sagte Ripke auf ddp-Anfrage in Hannover. Wegen eines Krankenhausaufenthalts von Bregulla sei ein Gespräch allerdings noch nicht möglich gewesen. Er wolle den Vorfall jedoch sorgfältig prüfen. Die Formulierungen seien "absolut unglücklich".
Runkel hatte sein Verhalten in der Zeitung mit den Worten zu rechtfertigen versucht, er habe Bregullas "Referat nur mit halbem Ohr gehört. Ich habe noch gedacht, mein Gott, habe es dann aber auf sich beruhen lassen. Ich war nur Gast." Er distanziere sich "in aller Schärfe".
Grünen-Landeschefin Brigitte Pothmer wertete die Rede als "schlimmsten nationalsozialistischen Sprachgebrauch". Es sei "empörend, dass da ein Landtagsabgeordneter nicht widerspricht". Auch der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Schaumburg, Ex-Innenminister Heiner Bartling, nannte Runkels Verhalten einen "politischen Skandal". Die Rede sei "menschenverachtend" gewesen. "Ich hoffe, dass die CDU sich dazu durchringt, sich von Herrn Bregulla zu trennen", sagte Bartling.
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