www.hiergeblieben.de

Warburger Zeitung / Neue Westfälische , 06.03.2008 :

Bilder von Buchenwald / Geschichtsforschung im KZ: Realschüler zeigen ihre Eindrücke in einer Ausstellung

Von Sandra Wamers

Warburg. Es war eine Klassenfahrt der ganz besonderen Art: "Drei Tage Nachdenken über Gewalt, Leid und Tod. Und immer wieder die Frage: Hätten wird damals geschwiegen oder hätten wir gehandelt?", resümiert Rektorin Claudia Güthoff von der Realschule. Sie hat mit 29 Zehntklässlern die Gedenkstätte Buchenwald besucht.

Aber der Aufenthalt in dem ehemaligen Konzentrationslager nahe Weimar war weit mehr als ein Besuch oder eine Besichtigung. Drei Tage lang haben sich die Realschüler hautnah mit der Historie auseinandergesetzt und dafür in Projektgruppen gearbeitet. "Wir haben das Geschirr gesäubert", erzählt Lukas Döring vor einer Stellwand der Ausstellung "Buchenwald", die gestern eröffnet worden ist.

Es war das Geschirr von Häftlingen, das bei Ausgrabungen gefunden und von den Schülern gereinigt wurde. Die gereinigte Gabel mit den abgebrochenen Zinken haben die Schüler für ein Foto neben einer anderen Gabel aus schmucken Metall positioniert. "Die schöne Gabel stammt von der SS. Die Häftlinge mussten ihr Besteck hingegen selbst machen", erklärt Henrik Risse. Die Gabel ist nur ein Beispiel für das alltägliche Leben und Leiden im KZ. Der Aufenthalt in Buchenwald hallt nach.

"Wenn ich früher an Buchenwald dachte, konnte ich mir nur schemenhaft vorstellen, wie es dort aussieht, oder abgelaufen ist", erzählt Klassensprecher Daniel Neumann. Das Dritte Reich hat den Schüler sehr interessiert, aber "im Nachhinein fällt mir auf, dass ich das Ganze hinter einem Vorhang betrachtet habe". Dieser Vorhang wurde während der Exkursion gelüftet. Gab es die Propaganda nur in Großstädten? Nein. Daniel weiß es jetzt besser: "Auch die Leute in den Dörfern wurden genauso beeinflusst und unterdrückt. Ein Beispiel ist ein Außenlager von Buchenwald in Hardehausen, in dem 25 Häftlinge waren." Sie mussten dort für die Napola, die "Nationalpolitische Lehranstalt" der Nationalsozialisten, arbeiten.

Schulen können sich noch bis Ostern für Führungen anmelden

Ihre Eindrücke von Buchenwald haben die Schüler in einem leisen, jedoch unsagbar eindrucksvollen Film komponiert. Sie zeigen die Bilder von einst: Die Baracken, der Bunker, das SS-Casino, die Verbrennungsöfen. Und kontrastieren sie mit Bildern von heute. Buchenwald ist riesig, über weite Stücke des Geländes ist Gras gewachsen – nicht aber über die Geschichte. "Es darf nie wieder ein Völkermord zugelassen werden", fordert Klassensprecher Daniel Neumann. Die Ausstellung haben die Schüler nach der Exkursion, die durch die Bürgerstiftung und die Stadt Warburg unterstützt wurde, konzipiert. "Bis Ostern können sich Schulen für Führungen anmelden", so Klassenlehrer Gerhard Rieke.

Bildunterschrift: Junge Geschichtsforscher: Im Konzentrationslager Buchenwald haben (v. l.) Henrik Risse, Lukas Döring, Michael Weymann, Daniel Weymann, Daniel Otto und Philipp Stietz das Geschirr von Häftlingen gesäubert und diese neben einer SS-Gabel fotografiert. So wollen die Schüler das Leben und Leiden im KZ veranschaulichen.


lok-red.warburg@neue-westfaelische.de

zurück