Neue Deister-Zeitung ,
06.03.2008 :
Wilhelm Remmer: Ehrenbürger und "Retter der Stadt" / Tod des verdienten Sozialdemokraten ist 40 Jahre her / Ehemaliger Bürgermeister hilft der Not leidenden Bevölkerung
Von Hermann Weber
Bad Münder. Heute vor 40 Jahren verstarb im Alter von 81 Jahren der gebürtige Münderaner und verdienstvolle Kommunalpolitiker Wilhelm Remmer (SPD). Über mehrere Jahrzehnte lang übte er in den entbehrungsreichen Jahren nach den Weltkriegen in seiner Heimatstadt die Ehrenämter als Bürgervorsteher und Senator aus, war Ratsherr und Bürgermeister sowie für eine längere Zeit Kreistagsabgeordneter, Remmer war von 1948 bis 1950 Landrat des damaligen Landkreises Springe.
Für die Bewältigung sozialer Spannungen und den Erhalt des inneren Friedens in jenen wirtschaftlich schwierigen Zeiten ehrte ihn der Bundespräsident 1954 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Ein Jahr später berief ihn der Rat der Stadt einstimmig für seine besonderen Verdienste um BadMünder zum Ehrenbürger.
Nach der Besetzung Bad Münders durch US-Einheiten am 8. April 1945 sammelten sich einen Tag später zahlreiche Zwangsarbeiter auf der Marktstraße, offenbar um Geschäfte zu plündern. In dieser Bedrängnis wandte sich Wilhelm Remmer unter Angabe seiner früheren Ämter an den US-Stadtkommandanten und forderte ihn auf, gegen das Plündern einzuschreiten. Er fand Gehör. Unverzüglich griffen die amerikanischen Soldaten ein und sorgten für Ruhe. In der Zeitung wurde der couragierten Sozialdemokrat Jahre später als "Retter von Bad Münder" bezeichnet.
Remmer schaffte es auch, die ab Juni 1945 zuständigen britischen Offiziere davon abzuhalten, großräumig Flächen münderscher Forsten abzuholzen. Die Not der Stadt verschlimmerte sich, als zu den 1438 Heimatvertriebenen aus Schlesien, Ost- und Westpreußen weitere 1000 aus Ostdeutschland hinzukamen. Die Menschen litten Hunger. Es fehlte vor allem an Wohnungen, Brennmaterial, Wäsche, Kleidung, Schuhwerk, Hausrat und Medizin.
"Helfer der ersten Stunde," wie die Frauen und Männer später bezeichnet wurden, organisierten auf Anraten vor Bürgermeister Remmer eine Volksküche, eine Näh- und eine Wärmestube - für eine größere Anzahl von Heimatvertriebenen unverzichtbare Einrichtungen. Erst nach der Währungsreform 1948 normalisierten sich die Verhältnisse. Die Menschen begannen, dringend benötigte Häuser zu bauen - Remmer setzte sich für die Ausweisung und Erschließung von Bauland ein und verschaffte Siedlern zinsverbilligte Kredite.
Für seine Hilfsbereitschaft und Duldsamkeit erwarb sich Remmer während seiner Amtszeiten in weiten Kreisen der Einwohnerschaft Ansehen und Ehrerbietung. Heute erinnert an sein segensreiches Wirken für die Stadt und ihre Bürger nur noch das "Bürgermeister-Remmer-Heim" der SPD im Osterberg.
Bildunterschrift: Wilhelm Remmer.
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