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Die Glocke , 05.04.2004 :

Bund der Vertriebenen / Treue Mitglieder ausgezeichnet

Kreis Gütersloh (wk). Bei der Jahreshauptversammlung, zu der der Kreisverband Gütersloh im Bund der Vertriebenen (BdV) eingeladen hatte, wurden vier Personen für ihre Jahrzehnte lange ehrenamtliche Arbeit ausgezeichnet. Die Goldene Ehrennadel erhielten Margarethe Heidenreich (Isselhorst), Bringfried Schubert und Horst Volkmer (beide Schloß Holte-Stukenbrock). Silber ging an Karl Kaluza (Rheda-Wiedenbrück). Kreisvorsitzender Fritz Rogge leitete die Beratungen im Güters-loher Pfarrheim Liebfrauen und forderte mehr Geschichtsbewusstsein, das vor allem in den Schulen gepflegt werden müsse. Wenn man die vielen Konfliktherde auf der Welt betrachte, habe man den Eindruck, dass man aus der Geschichte nicht gelernt habe. Er hoffe, dass die EU-Erweiterung das Verhältnis zum Nachbarland Polen verbessere. Kreisgeschäftsführerin Christa Winkler legte den Rechenschaftsbericht vor. Die Zahl der Mitglieder ist erneut gesunken. Sie beträgt kreisweit noch rund 1400, die teils in BdV-Ortsverbänden organisiert sind, teils in Landsmannschaften. Schwerpunkt ist die Erhaltung des kulturellen Erbes und dessen Weitergabe an die Jugend. Natürlich gebe es noch immer Beratungsbedarf, den Winkler telephonisch beisteuert, nachdem die über kein eigenes Büro verfügt.

Neben dem BdV vertritt Winkler auch auf überregionalen Veranstaltungen die Interessen der Vertriebenen und ist zudem Vorsitzender der Landmannschaft der Schlesier. Nach dem Kassenbericht von Wolfgang Krüger und dem Votum der Revisoren Paul Schwan und Werner Selke wurde dem Vorstand einstimmig Entlastung erteilt.

Bringfried Schubert führte die Gedanken von Fritz Rogge weiter und untersuchte in seinem Vortrag die Frage nach der umstrittenen Vertriebenen-Gedenkstätte. Erwiesen sei, dass die Verbrechen der Hitler-Diktatur das in Jahrhunderten gewachsene einvernehmliche Zusammenleben und Vertrauen zwischen Deutschen und Slawen zerstört habe und Grund für die Vertreibung war. Die Vertreibung aber dürfe nicht als eine Frage von Schuld und Sühne betrachtet werden. Die Aufgabe, die für Krieg und Kriegsverbrechen Verantwortlichen zu bestrafen, sei den Nürnberger Prozessen übertragen und dort gelöst worden. Schubert: "Ein Prinzip der Kollektivschuld ist ebenso wenig für die Vertreibung anwendbar wie es eine Kollektivschuld für einen Krieg geben kann." Es bestehe jedoch eine kollektive Sittlichkeit, die zum humanen Umgang verpflichte. Das schreckliche Erlebnis der deutschen Vertriebenen sollte als Mahnung wirken, um anderen Völkern die Tragödie der Entwurzelung zu ersparen.


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