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Lippische Landes-Zeitung , 29.03.2004 :

In Randbereichen des Lebens / "Schwarzes Café" beleuchtet in der alten Pauline "Goethes Erben"

Detmold (mh). Im Schein flackernder Kerzen sitzen Frauen und Männer verschiedener Altersgruppen. Die meisten haben ein weißes Heft vor sich und lesen darin. "Schwarzes Café" steht darauf. Andere reden leise. "Es gibt viele Klischees und Vorurteile, die wir abbauen müssen", sagt Jilly Gardner. Er spricht über eine Nische der Musik, zu der auch "Goethes Erben" zählt. Die Band macht "Schwarze Musik" und war am Samstagabend Leitthema des zweiten "Schwarzen Cafés" in der alten Pauline.

Das "Schwarze Café" sei ein Kommunikationsangebot, sagt Gardner, und der Versuch, eine andere, neue Art von Publikum für die alte Pauline zu interessieren. Was bei einem Besuch in diesem Café geschieht, bleibt dem Besucher allein überlassen. Es gibt kein Programm, keine Vorträge, keine Pflichten. Jilly Gardner hat Texte von "Goethes Erben" in einem Heft zusammengefasst. Im Hintergrund läuft ein Tape, das er zusammengestellt hat mit Depeche Mode oder Kinski. "Ich stehe natürlich für jeden, der Fragen hat, über das, was er gelesen hat, oder diskutieren möchte zur Verfügung", erklärt Gardner seine Rolle in dieser Nacht.

Der große Mann mit langem wallendem schwarzem Haar - ganz in schwarz gekleidet - hat "Goethes Erben" ausgesucht, weil die Texte der Band Randbereiche des Lebens beleuchten. "Und das mit Metaphern. Sie nutzen die Sprache im Sinne des Dichters. Das verleiht den Texten Spekulationsfähigkeit. Sie sind interpretierbar", erklärt er.

"Wer hält das Zepter - Macht in seiner Hand - Die Sonne, Wind und Regen? - Deine Hand? - Wer hält das Zepter - Macht in seiner Hand - Die Sonne, Wind und Regen? - Deine Hand?"

So singen Goethes Erben in dem Lied "Machtküsse". Bei ihnen geht es um die Abgründe der Liebe, um Freiheit, um Frieden, gegen Krieg und Rassismus. "Wie die Themen angegangen werden - sehr kritisch - ist eigentlich nicht unbedingt geeignet für Musik. Aber gerade das macht die Band so interessant. Es ist die Musik kritischer Menschen, die nicht nicht nur das Schönleben beschäftigt. Eines tun "Goethes Erben" aber wie die gesamte Szene der "Schwarzen Musik" nicht. "Sie stehen nicht in Zusammenhang mit Okkultem oder Satanistischem", stellt der angehende Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften klar. Das ist das Klischee, gegen das er auch kämpfen will. Die Farbe Schwarz strahle eine gewisse Uniformität aus, die abschreckend wirken könne, räumt er ein. Die Szene habe sich auch einmal dadurch ausgezeichnet, dass man sich dort nicht freue. "Aber Schwarz ist in diesem Kreis nur ein Ausdruck von ästhetischem Gefühl, erklärt Jilly Gardner. "Die Szene ist im Gegenteil tolerant und durchlässig", macht er deutlich.

Darauf setzt auch Matthias Wenzel von der alten Pauline. "Wir versuchen eine ganz andere Breite beim Publikum zu erreichen. Das Schwarze Café ist ein Bestandteil", erklärt er.


Detmold@lz-online.de

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