Lippische Landes-Zeitung ,
26.01.2008 :
Otto Künne spaltet die Stadt / Der Generaldirektor der Stärkefabriken und seine Rolle in der NS-Zeit: Umfrage nach LZ-Bericht
Bad Salzuflen (sk/Rei). Muss nach den Enthüllungen von Stadtarchivar Franz Meyer die Otto-Künne-Promenade umbenannt werden? Diese Frage stellen sich seit dem gestrigen Bericht in der LZ viele Bad Salzufler. Die Redaktion hörte sich in der Stadt um.
"Ich habe noch zehn Jahre unter Otto Künne bei den Stärkefabriken gearbeitet, und ich denke nur positiv über ihn. Eine Umbenennung halte ich für völlig überzogen", sagt der ehemalige Betriebselektriker Wilfried Beermann. "Wer von denen, die damals was zu sagen hatten, war denn nicht in der Partei?", ergänzt der Ehrenvorsitzende des Heimatvereins Werl-Aspe.
Anders äußert sich SPD-Fraktionsvorsitzender Detlef Bröker. Seine persönliche Meinung: "Ich nehme sehr an, dass wir übereinkommen, die Benennung wieder in Salzepromenade umzuwidmen." Er habe zwar auch das betreffende Buch über die Stadtgeschichte, sei "so weit aber noch nicht gekommen". Nun werde er auch die Bücher von Dr. Stefan Wiesekopsieker über Hoffmann's zur Hand nehmen. Genau dieser sagt: "Ich habe seit 1989 unendlich viele Zeitzeugen auch zu Otto Künne befragt. Und ich habe niemanden gefunden, der gesagt hat, dass jemand durch das Wirken des Generaldirektors in der Nazi-Zeit zu Schaden gekommen ist."
Im Gegenteil: Künne habe den Leiter des Hoffmannstifts, Dr. Gustav Strunk, im Amt behalten, obwohl dieser keinen rein arischen Stammbaum habe vorweisen können. "Sicher, Künne war kein Widerstandskämpfer. Er hat mitgemacht, um das Werk zu schützen." Außerdem sei Künne nicht 1945 aus dem Stadtrat entfernt worden. Viel mehr sei er bereits im März 1932, ein knappes Jahr vor der Machtergreifung der Nazis, von der Stadtverordnetenversammlung in allen Ehren verabschiedet worden.
"Auch wenn Künne viel für die Stadt getan haben mag, können wir das natürlich nicht vom Tisch wischen" sagt Ingrid Tennie, Sprecherin des Bad Salzufler Ratschlag gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Stadtarchivar Franz Meyer sei in seiner Einschätzung der Sachlage absolut glaubwürdig.
Und Heinz Bonke, Vorsitzender der CDU-Fraktion, sagt: "Sicher haben die Namensgeber damals das aktuelle Wirken Künnes im Blickfeld gehabt und nicht seine politische Vergangenheit." Das Thema werde noch in der Fraktion besprochen: "Ich wüsste aber nicht, was gegen eine Umbenennung in Salzepromenade sprechen sollte. Wir haben schließlich eine sensible Geschichte."
Auf die Tagesordnung der Politik kommt die in einem Bürgerantrag geforderte Umbenennung der Künne-Promenade offiziell in einer Sitzung des Hauptausschusses am Mittwoch, 5. März.
26./27.01.2008
Salzuflen@lz-online.de
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