www.hiergeblieben.de

Bünder Tageblatt / Neue Westfälische , 22.01.2008 :

Gesetz gewordenes Unrecht umgesetzt / Bis zum 8. Februar im Rathaus Ausstellung über Rolle der Polizei im Dritten Reich zu sehen

Bünde (p.p.). Nie darf sich wiederholen, was zwischen 1933 und 1945 in Deutschland geschah. Darüber dürften sich 99,9 Prozent der Deutschen einig sein. Auch 15 Schüler des Gymnasiums am Markt (GaM) teilen diese Auffassung. Und haben in ihrer Betrachtungsweise eine ganz spezielle Zielrichtung: Die Polizei im Dritten Reich.

So interessierte sich die Jugendgruppe von amnesty international am GaM sehr für eine Ausstellung in Bielefelder Polizeipräsidium über die Polizei in Bielefeld von 1933 bis 1945. Und in etwas gestutzter Version (spezielle Bielefelder Themen wurden außen vor gelassen) ist diese Ausstellung seit gestern sowie noch bis zum 8. Februar im Foyer des Bünder Rathauses zu sehen.

Bürgermeisterin Anett Kleine-Döpke-Güse gehörte zu den ersten Besuchern und lobte zunächst die am GaM seit vielen Jahren engagiert geleistete Arbeit für die Menschenrechte. Gleichzeitig betonte Kleine-Döpke-Güse, gerade in Bünde sei das Verhältnis zwischen Bevölkerung, Verwaltung und Polizei seit vielen Jahren vorzüglich. Und um es zu pflegen, sei es vielleicht sinnvoll, im Zusammenhang mit der Ausstellung im Rathaus auch den Dialog mit Polizeibeamten von heute zu suchen.

Ähnlich sieht's Bernd Ackehurst aus Bielefeld, Sprecher der Bezirksgruppe OWL in der amnesty international-Sektion für die Bundesrepublik Deutschland. Ein demokratischer Staat – so Bernd Ackehurst – könne nicht ohne Gesetze funktionieren. Das lasse sich mit den aktuellen Beispielen Afghanistan, Zimbabwe und Somalia deutlich belegen. Andererseits dürfe ein Staat nie wieder solche Gesetze erlassen wie einst das NS-Regime in Deutschland. "Am 10. Dezember 1948 haben die damals 56 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet", erinnerte Bernd Ackehurst an eine bevorstehende 60-Jahr-Feier. "Wäre diese Deklaration 15 Jahre vorher verabschiedet worden, wäre es den Nazis in Deutschland vielleicht schwerer gemacht worden", bedauerte der ai-Sprecher. Doch so wurde Unrecht Gesetz, die Polizei hatte es umzusetzen – und wurde Teil der NS-Gewaltherrschaft

Was das für Folgen hatte, zeigt die Ausstellung im Rathaus, zum Beispiel auch mit Infotafeln über Verbrechen der Polizei in von den Deutschen besetzten Nachbarländern. Die Polizei in Bünde hingegen kommt etwas zu kurz. "Die waren hier aber genauso vereinnahmt wie in ganz Deutschland", ist sich Klaus-Peter Raillard, Leiter der ai-Gruppe am Gymnasium am Markt, ganz sicher. Auf seine Gruppe ist Raillard übrigens sehr stolz: "Es macht Riesenspaß, mit diesen jungen Leuten zu arbeiten." Und hier zu Lande ist auch das Verhältnis zwischen amnesty und der Polizei ausgesprochen entspannt. Noch einmal Bernd Ackehurst: "Der Sprecher der Herforder ai-Kreisgruppe ist schließlich Polizist."

Bildunterschrift: Gab viele Infos: Bernd Ackehurst (3. v. l.) von der amnesty international-Bezirksgruppe OWL im Bünder Rathaus. Interessierte Zuhörer: Ingrid Wolff, Klaus-Peter Raillard, Lisa Janowski, Arne Bergfeld, Astrid und Henrik Iselmann, Bürgermeisterin Anett Kleine-Döpke-Güse und Benjamin Link (v.l.).


lok-red.buende@neue-westfaelische.de

zurück