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Schaumburger Zeitung , 26.03.2004 :

Steineklau: 70 zentnerschwere Findlinge sind verschwunden / Am Röcker Ehrenmal "bedienen" sich seit etwa einem Jahr Unbekannte

Röcke (jp). Vor dem Andenken an im Krieg gefallene Soldaten sollte eigentlich jeder ausreichend Respekt aufbringen. In Röcke scheint dies nicht der Fall zu sein: Dort bedienen sich seit einigen Monaten Unbekannte nach Kräften an den Findlingen, die rund um das Kriegerdenkmal aufgetürmt liegen.

Errichtet wurde das Denkmal bekanntermaßen kurz nach dem Ersten Weltkrieg, im Gedenken in die den gefallenen Soldaten aus Röcke. Damals stellte Heinrich Wöbking, Wirt des "Röcker Krugs", der Gemeinde das Teilgelände seines Grundstücks auf dem höchsten Punkt des Ortes zur Verfügung, um dort das Denkmal zu bauen zu können.

Vor einigen Jahren übernahm wieder die Wirtsfamilie des "Röcker Krugs" in Gestalt von Günter Brandt und Heide Aldag-Brandt, Enkelin des damaligen Grundstück-Stifters Heinrich Wöbking, die Pflege des Grundstücks und des Denkmals. Ganz bewusst wurde das Grundstück weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich gehalten, um allen Einwohnern Röckes den Besuch des Ehrenmals zu ermöglichen.

Einige Zeitgenossen scheinen diese Öffentlichkeit jedoch völlig falsch verstanden zu haben. Seit rund einem Jahr beobachten Günter Brandt und Heide Aldag-Brandt eine rapide Abnahme der Findlingssteine, die rund um das Ehrenmal aufgeschichtet liegen. "Ursprünglich waren es einmal weit über 100 Steine, jetzt sind gerade einmal noch ungefähr 30 vorhanden", beklagt der Wirt des "Röcker Krugs". Dabei müssten, so Günter Brandt, von den Dieben erhebliche Anstrengungen vorgenommen worden sein, um die Steine wegzuschaffen: "Jeder einzelne wiegt zwischen fünfzig und einhundert Kilogramm. Das schafft ein Mensch allein nicht, sondern geht nur zu mehreren mit einer großen Schubkarre, und wenn man ein Fahrzeug in der Nähe hat, möglicherweise mit Anhänger."

Zu welchem Zweck die Steine gestohlen wurden, kann sich Günter Brandt gut vorstellen: "So etwas macht sich im heimische Garten leider sehr gut. Und im Fachhandel kosten solche Findlinge richtig viel Geld."

Ratlosigkeit herrscht beim Wirtsehepaar Brandt, wie der Diebstahl der verbliebenen Findlinge verhindert werden kann. Das Problem besteht in der Lage des Ehrenmals: Das Denkmal ist nur von einer Richtung aus einsehbar. Die Diebe haben sich bislang vor allem auf die Findlinge auf den anderen drei Seiten gestürzt. Generell für die Öffentlichkeit sperren möchten die Brandts das Grundstück aber nicht: Dies würde der ursprünglichen Intention des Ehrenmals als Gedenken an die Gefallenen aus Röcke zuwiderlaufen.


sz@schaumburger-zeitung.de

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