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Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 24.03.2004 :

"Neonazi-Attacken passen ins Bild" / "Unterbringung in der Isolation" und "Attacke nicht rechts motiviert" vom 19. März.

Am 19. März haben sie zwei Berichte gebracht, und ich denke, dass es nur reiner Zufall war, dass sie nebeneinander auf der selben Seite abgedruckt sind. Es handelt sich um die Artikel "Unterbringung in der Isolation" und "Attacke nicht rechts motiviert".

Dass der Kreis Soest seit Jahrzehnten verdeckt oder offen eine ausländer- und zuwandererfeindliche Politik betreibt, ist jedem, der sich mit der Problematik ehrenamtlich oder privat beschäftigt, kein Geheimnis, viel mehr erstaunt mich, dass die Menschen unserer Gegend dafür total unsensibel sind, sogar solche, die vor fünfzig Jahren als Flüchtlinge oder Aussiedler notgedrungen in dieser Gegend gelandet sind. Die haben wohl vergessen, was sie am eigenem Leibe an Erniedrigungen und Leid erfahren haben.

Ich bemerke aber auch, dass zunehmend auch Sozialhilfeempfänger unfreundlich, erniedrigend und von oben herab behandelt werden. Das hat nichts mit den Gesetzten zu tun, das hat etwas mit der menschlichen Einstellung und Amtsvorgaben im Ermessensrahmen zu tun. Dass Rüthen jetzt ein Zuwanderer- und Asylbewerberlager errichten will, ist eine Stadteigene Spezialität, das hat aber weniger mit den Bewohnern dieser Stadt zu tun, es resultiert eher aus der verwaltungsinternen Einstellung.

Diese Einstellung kenne ich als zugewanderter Aussiedler schon seit vierzig Jahren. Ich warte nur, wann der Zaun um dieses Lager mit Stacheldraht und Wachmannschaft mit Schäferhunden verstärkt wird. Vielleicht würde das den Tourismus nach Rüthen bringen unter dem Motto : Lernt von uns, wie man mit Ausländern umgeht.

In dieses Bild passt genau das, was im Rahmen der Neonazi-Attacken in letzter Zeit gelaufen ist. Da wird nachgewiesenermaßen von Neonazis ein junger Amerikaner zusammengeschlagen, am Abend vorher ein deutscher Jugendlicher. Die Namen der Täter pfeifen die Spatzen vom Dach, aber die Soester Polizei und der Staatsschutz können niemanden dingfest machen. Es handelt sich um Jugendliche, man muss nicht die Namen nennen, aber zumindest erwarte ich als Bürger eines Rechtsstaates, dass zum Schutze unserer Demokratie nicht gedeckelt und bagtelisiert wird.

Allerdings machen mir die Aussagen von Jugendlichen in diesem Fall einige Sorgen. Kaum hat sich der Vorfall ereignet, da sagten viele Jugendliche: "Da kommt nichts bei rum! Die Polizei hält es mit den Glatzen!" Man hat mir Wetten angeboten, dass die ganze Geschichte im Sande verlaufen wird. Ich wollte es nicht glauben. Aber sie hatten Recht. Besonders erschreckt haben mich die Meinungen der Jugendlichen über die Polizei.

Ein großer Teil der Jugendlichen ist der Meinung, dass die Polizei im Kreis Soest, wenn es um Ausländer geht, hart durchgreift, aber bei rechten Übergriffen beide Augen zukneift. Man könnte der Meinung sein, nach dem Motto: Wir schützen nicht Recht und Ordnung, sondern die rechte Ordnung. Ich will nicht glauben, dass der Staatsschutz, der uns vor Terroristen wie Al Qaida schützen soll, in einer so eindeutigen Geschichte keine Klärung herbeiführen kann.

Nikolaus Filip
Rüthen


Redaktion@DerPatriot.de

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