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Tageblatt für Enger und Spenge / Neue Westfälische , 23.03.2004 :

Goldener Hammer für Marokko-Projekt / Jugenddiakon Bernd Rammler nimmt in Schwerte Auszeichnung entgegen

Von Ulrike Kindermann

Enger/Schwerte. Für das schon 20 Jahre "alte" Marokko-Projekt bekamen der Engeraner Jugenddiakon Bernd Rammler und sein Duisburger Kollege Klaus Schumacher am Samstag den "Goldenen Hammer" verliehen - eine Auszeichnung des Landesjugendringes NRW und der Initiative SOS-Rassismus zur Überwindung von Gewalt und Rassismus. Die beiden "Marokko-Fahrer" vertraten dabei das evangelische Jugendzentrum ToT in Enger und das Jugendzentrum Tempel in Duisburg.

Die Verleihung fand im Rahmen des Bündnistages für Toleranz und Zivilcourage im Medienzentrum Haus Villigst in Schwerte statt. Die Veranstalter hatten den Internationalen Antirassismustag der Vereinten Nationen zum Anlass genommen, einen ganzen Tag dem Prozess "Integration mit aufrechtem Gang" in NRW und anderen antirassistischen Initiativen zu widmen. Gemeinsam mit dem Marokko-Projekt erhielten vier weitere Gruppierungen den "Goldenen Hammer".

Dabei zeigte sich eine große Vielfalt von Aktivitäten: Aus Hattingen-Witten kommt das Tanzprojekt "Abrakadabra" mit jugendlichen Teilnehmern aus verschiedenen Kulturkreisen, die dreimal in der Woche trainieren, um Tanzdarbietungen und Musicals zu erarbeiten.

In Gelsenkirchen hat das "Aktuelle Forum" Jugendliche ohne Ausbildung in ein internationales Projekt eingebunden, in dem sie unter anderem in Tschechien und in Griechenland Stätten einstigen Nazi-Unrechts besuchten und dort einen Rosengarten anlegten oder Olivenbäume pflanzten und dabei Kontakte zur einheimischen Bevölkerung knüpften.

Der Jugendring Hagen vermittelt Zeitzeugen der NS-Geschichte an Schulen und andere Einrichtungen, um erlebte Geschichte ins Bewusstsein zu rücken und dort dauerhaft zu verankern. Eine Jugendgruppe der SJD-Die Falken aus Dortmund begleitet Jugendliche durch die Wehrmachtsausstellung und liefert ihnen Hintergrundwissen dazu.

Wie all diese Initiativen verfolgt auch das Engeraner/Duisburger Marokko-Projekt das Ziel, Jugendlichen die Begegnung mit fremden Kulturen zu ermöglichen, ungewohnte Lebensumstände kennen zu lernen und eigene Denkgewohnheiten zu überprüfen. "Sie erfahren dabei, wie es ist, selbst Ausländer zu sein", beschrieb Bernd Rammler die Wirkungsweise der weiten Reisen, "und kommen so zu einem neuen Verständnis für Menschen, die anders leben. Auch die zu Hause gewohnten Annehmlichkeiten werden danach nicht mehr als selbstverständlich betrachtet."

Als der Abteilungsleiter für Jugend und Kinder im Schul- und Jugendministerium des Landes NRW, Klaus Schäfer, ihnen den Goldenen Hammer überreicht hatte, vergaßen Rammler und sein Kollege Schumacher nicht, ihm eine wichtige Botschaft an die Landesregierung mitzugeben: "Man sieht doch, wie notwendig die offene Jugendarbeit weiterhin ist!" Die diesjährige Marokko-Fahrt sei wegen der vom Land geplanten Kürzungen von finanziellen Mitteln für die offene Jugendarbeit gefährdet gewesen, könne aber jetzt nach gemeinsamen Anstrengungen doch stattfinden.

Dabei gelte es, gerade jetzt ein deutliches Zeichen zu setzen - angesichts der weit verbreiteten unheilvollen Verknüpfungen moslemischer Kultur mit Terror und El Kaida in den Köpfen vieler Menschen.


lok-red.enger@neue-westfaelische.de

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