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Bielefelder Tageblatt / Neue Westfälische , 21.01.1993 :

Für Toleranz und friedliches Zusammenleben / Lichterkette in der Innenstadt

Bielefeld (Kle). Eine Lichterkette "für Toleranz und friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländerinnen/Ausländern" soll in der Bielefelder City stattfinden: am Montag, 29. Januar, von 18 bis 19 Uhr - dem Vorabend des 60. Jahrestages der "Machtergreifung" Adolf Hitlers.

Diese Idee wurde in dem reaktivierten Arbeitskreis geboren, der immer noch unter der alten Überschrift "gegen Extremismus" tagt, auf die Dauer aber auf die Suche nach einem neuen Namen gehen wird. Unter Vorsitz des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Kurt Vogelsang gejören ihm je ein Vertreter der Gewerkschaften, des Arbeitgeberbundes, des Jugendringes, der Kirchen, des Ausländerbeirates, des Flüchtlingsrates, der Wohlfahrtsverbände, des Stadtsportbundes, der Polizei und der Politik - nämlich Oberbürgermeister Eberhard David - an.

Sie haben jetzt beschlossen, viele schon in Bielefeld existierende Lichterkettenpläne "zu bündeln". Ansprechpartner für Gruppierungen und Vereine, die mitmachen wollen, ist Kurt Vogelsang, Bielefeld-Hillegossen, Wesebreede 28, Telefon 20 05 73. Alle Bürger sind aufgerufen, sich "spontan anzuschließen".

Oberbürgermeister Ebergard David erinnerte bei der ersten Vorstellung des Vorhabens daran, dass Bielefeld bei den Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit "beispielhaft" gewesen sei. Anläßlich der Erinnerung an die Pogromnacht seien am 9. November letzten Jahres mehr als 20.000 Menschen friedlich auf die Straße gegangen. Für ihn sei diese gar nicht so groß vorbereitete Veranstaltung "eines der entscheidenden Erlebnisse des letzten Jahres" gewesen. Sozialpfarrer Eberhard Hahn sprach von "überwältigend".

Am 29. Januar sollen sich die Bielefelder mit Kerzen in der Hand vom Rathaus ausgehend in der Innenstadt verteilen: in Richtung Jahnplatz und dann fächerförmig weiter in alle angrenzenden Straßen.

Mit der Organisation der Großveranstaltung wird jetzt begonnen. Mit dazu gehören nicht nur die ordnungsrechtlichen Vorbereitungen, sondern auch eine Absprache mit den Verkehrsbetrieben, die dafür sorgen sollen, dass vorher wie hinterher genügend Busse und Bahnen fahren.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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