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Lippische Landes-Zeitung ,
09.03.1993 :
Standort für Heim: Verwaltung überprüft Alternativen
Bad Salzuflen-Wüsten (Rei). Das Thema "Übergangswohnheim für Asylbewerber" mobilisiert ein ganzes Dorf. 250 Wüstener pilgerten gestern abend zur Ortsausschusssitzung ins Bürgerhaus. Einen schweren Stand hatten Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Quentmeier und Sozialdezernent Dr. Wolfgang Honsdorf, die sich unbequemen Fragen stellen mussten.
Einhelliger Tenor der Wüstener: "Wir fühlen uns überfahren von Rat und Verwaltung." Niemand in Wüsten sei gegen die Aufnahme von Asylbewerbern, aber nicht in einer so großen Einheit wie in einem Sechsfamilienhaus für 100 Personen, fasste Ortsausschussmitglied Hartmut Sievert (CDU) die Meinung vieler Wüstener zusammen. Kleinere Heime zu bauen, würde zuviel Geld kosten, rechnete Quentmeier vor: "500.000 Mark zusätzlich zu den jetzt veranschlagten Kosten von 1,6 Millionen Mark pro Heim." Der Bürgermeister erinnerte daran, dass ab 1995 die neuen Bundesländer mit in den Länderfinanzausgleich genommen würden: "Dann erhält Salzuflen vom Land NRW acht bis neun Millionen Mark weniger ausgezahlt."
Reichlich Kritik wurde in der Sitzung, die eigentlich mehr den Charakter einer Bürgerversammlung hatte, auch an dem geplanten Standort an der Kirchheider Straße nahe der Grundschule geübt. Die Anlieger befürchten, dass demnächst Autos auf dem Schulhof geparkt werden und der Kinderspielplatz belegt wird. Die lange Bauzeit würde zudem den Unterricht stören. Dr. Honsdorf beteuerte, dass die Stadt keine anderen geeigneten Bauflächen besitze. Dies wollten die Wüstener nicht hinnehmen. Spontan meldeten sich zwei Bürger, die eigene Grundstücke an der Langenbergstraße an die Stadt verkaufen oder verpachten wollen. Honsdorf versprach, die Angebote zu prüfen.
Vor der entscheidenden Ratssitzung am 24. März soll nun am Montag, 22. März, um 18 Uhr eine weitere Versammlung im Bürgerhaus stattfinden. Bis dahin soll die Verwaltung die Überprüfung der Standort-Alternativen abgeschlossen haben.
Salzuflen@lz-online.de
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