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Lippische Landes-Zeitung ,
22.03.2004 :
Jakobs Geschichte / Rainer Maria Schröder liest im Rathaus
Detmold. "Die Angst schnürte ihnen beiden die Kehle zu." So endet das erste Kapitel der "langen Reise des Jakob Stern", der den Holocaust überlebt hat. Der Autor dieses historischen Romanes, Rainer Maria Schröder, zog von der ersten Minute an die jugendlichen und älteren Zuhörer im gut besuchten großen Sitzungssaal des Detmolder Rathauses in seinen Bann.
Gekonnt wußte er von seinen eigenen Abenteuerreisen den Bogen zu schlagen zu dem 15-jährigen jüdischen Jungen Jakob, der im ersten Teil des Buches miterleben muss, wie die Hasstiraden gegen die jüdische Bevölkerung nach 1933 immer mehr Raum greifen. Nachdem es seiner Familie gelingt, seinen Namen auf eine der Listen zu setzen, die Anfang 1939 einen Transport in das sichere England möglich machen, beginnt für Jakob - anders als für die übrigen Romanhelden in Schröders Büchern - , eine unfreiwillige Abenteuerreise.
Zwischen den von seiner Frau Helga gelesenen Szenen erzählt Schröder, der zu den profiliertesten deutschsprachigen Jugendbuchautoren zählt, von seinen persönlichen Recherchen im Holocaust-Museum in Washington. "Jakobs Geschichte basiert auf Tatsachen. Ich habe sie zusammengefügt aus den vielen einzelnen Schicksalen, über die ich im Archiv gelesen habe", beantwortet Schröder die neugierigen Fragen seiner jugendlichen Leser. Er sucht bewusst den Kontakt zum Publikum und schnell wird deutlich, dass an diesem Abend richtige "Leseratten" und besondere jugendliche Kenner seiner Abenteuerromane unter den Zuhörern sind.
Premiere gelungen
Bürgermeister Friedrich Brakemeier freute sich über die gelungene Premiere der Veranstaltungsidee "Literatur im Rathaus". Gemeinsam mit dem Buchhaus am Markt war es gelungen, die Rathaustüren für einen Leseabend zu öffnen. Der nächste Termin steht schon fest: Am 2. Juni wird Siegfried Schröder, der Vorsitzende der Lebenshilfe, über "Spurensicherung im Niemandsland" erzählen.
Detmold@lz-online.de
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