Neue Stader - Wochenblatt ,
10.12.1997 :
Ein Dämpfer für Grigat / Kreisgemeinsschaft Goldap nicht Teil der Städtepartnerschaft
Stade. Die umstrittene und von Kritikern als revanchistisch eingestufte Kreisgemeinschaft Goldap (KG) hat ihr Ziel verfehlt: Sie findet keine Erwähnung im offiziellen Partnerschaftsvertrag zwischen der Stadt Stade und dem nordostpolnischen Goldap. Dieser soll im Frühjahr 1998 unterschrieben werden (das Wochenblatt berichtete).
Einen vertraglich festgehaltenen "Dreiklang" - Stade, Goldap, KG -, für den sich die KG nach wie vor einsetzt, wird es somit nicht geben. Auf dem Heimattreffen der Goldaper am letzten August-Wochenende in Stade hatte KG-Chef Grigat forsch einen solchen "Dreiklang" in die Diskussion gebracht, ohne allerdings überschwengliche Resonanz hervorzurufen.
Kein Wunder: Soll doch der damalige Vorstoß Grigats, so wird gemunkelt, nicht auf einer eigenen Idee der KG beruhen, sondern auf einer "Zielvorgabe" der Landsmannschaft Ostpreußen (LMO). Ein Vertriebenenverband, unter dessen Dach letztlich als korporatives Mitglied auch die KG Goldap sitzt. Grigat ist seit November 1995 im LMO-Bundesvorstand tätig.
Das Ziel einer solchen "Vorgabe" wäre klar: weitesgehender Einfluß im Sinne der LMO und - natürlich - der KG Goldap. Die LMO gilt bei Kritikern als revisionistisch - auf deutsch: Sie stellt die heutigen Grenzen in Frage. Außerdem haben Kritiker der LMO und ihres Organes, dem "Ostpreußenblatt", nicht nur die Nähe zu rechtem Gedankengut, sondern auch die Nähe zu Hardlinern aus dem äußerst rechten politischen Spektrum vorgeworfen.
Mit der Ablehnung der Einbindung der KG in den Partnerschafts-Vertrag zwischen Stade und Goldap haben sich Grüne und SPD durchgesetzt. Die CDU wünscht sich nach wie vor eine stärkere Einbindung der KG, möchte den angestrebten Partnerschafts-Vertrag aber auf die Städte beschränkt wissen. Der Stader Rat stimmt am kommenden Montag, 15. Dezember, über den Vertrag ab.
Der KG-Chef erfuhr erst durch das Wochenblatt von dem unterschriftsreifen Papier. Die Stadt hatte ihn bis dahin nicht unterrichtet - was natürlich Bände spricht.
Ob er enttäuscht sei, dass die KG nicht Bestandteil des Vertrags sei? "Nein, das kann man nicht sagen." Und nach kurzem Zögern: "Ich bin froh, dass es die Partnerschaft zwischen den Städten Stade und Goldap überhaupt gibt." Aber so ganz hat er noch nicht aufgegeben: "Wir wollen da noch rein, wenn es geht. Ein Dreiklang wäre mir natürlich lieber."
Doch daraus wird wohl nichts. Grünen-Ratsfrau Silke Hemke: "Zwischen den Parteien ist alles festgezurrt, Änderungen wird es nicht geben." Auch Stadtdirektor Dirk Hattendorff betont: "Es ist ein Vertrag zwischen den beiden Städten."
SPD-Fraktionsvorsitzende Ursula Stapelfeld wird noch deutlicher: "Es gab von polnischer Seite nicht den Wunsch, die Kreisgemeinschaft in den Vertrag einzubinden. Entsprechendes ist an uns nicht herangetragen worden." Daraus lässt sich eigentlich nur eines folgern: Die Stadt Goldap legt keinerlei Wert auf einen "Dreiklang".
CDU-Fraktionsvorsitzender Bernhard Schröder hält allerdings den Zug für die KG noch nicht für abgefahren: "Die Kreisgemeinschaft ist durch die Patenschaft der Stadt Stade indirekt eingebunden." Er setzt sich dafür ein, die KG nicht völlig auszuklammern., sondern "mit der KG im Gespräch zu bleiben." Die gute Partnerschaft zwischen der Stadt und KG müsse gepflegt werden. Ob das Grigat reicht?
red-std@kreiszeitung-wochenblatt.de
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