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Mindener Tageblatt ,
19.03.2004 :
"Namen nicht vertretbar" / Arbeitskreis Antisemitismus sieht weiterhin Diskussionsbedarf
Von Gisela Burmester
Hille-Eickhorst (mt). Um das Adolf Stoecker-Gemeindehaus in Eickhorst ist es ruhig geworden. Zu ruhig, meint der Arbeitskreis Antisemitismus.
Vor gut einem Jahr wurde Ende Januar eine Bronzetafel am evangelischen Gemeindehaus angebracht. Ein Namensänderung sei für das Presbyterium der Kirchengemeinde Hille nicht in Frage gekommen, teilte damals Pfarrer Peter Fischer als Vorsitzender des Gremiums in einer Presseerklärung mit.
Damit kann sich der 2002 gegründete Arbeitskreis Antisemitismus nicht abfinden. "Wir sehen nach wie vor Handlungsbedarf", sagt Kristan Kossack, der den Namen des Eickhorster Gemeindehauses als erster genauer unter die Lupe nahm und sich daraufhin kritisch mit ihm auseinandersetzte, im MT-Gespräch.
Es sei nicht vertretbar, den Namen beizubehalten, ergänzt Karl-Heinz Sekatsch-Winkelmann, Mitbegründer des Arbeitskreises Antisemitismus. "Adolf Stoecker steht nicht nur für soziales Engagement, sondern auch für Antisemitismus. Ich würde sogar sagen, dass der letztere bei ihm die treibende Kraft seines Handelns war."
Der Berliner Hofprediger habe, sagt Berthold Fahrendorf- Heeren, nicht, wie häufig dargestellt, zwei Gesichter gehabt. Bei ihm hätten sich die Interessen vermengt, seine soziale und politische Arbeit sei eng mit dem Antisemitismus verwoben gewesen.
"Die Kirchengemeinde Hille hat zwei Fehler gemacht. 1964, als sie ihr Gemeindehaus nach Adolf Stoecker benannte. Und in den vergangenen zwei Jahren, in denen sie auf eine öffentliche Diskussion dieses Themas weitgehend verzichtete", hat Kristan Kossack eine Blockadehaltung ausgemacht.
"Es ist nicht vertretbar, das Gemeindehaus weiterhin so zu nennen. Trotz der Bronzetafel", betont Karl-Heinz Sekatsch- Winkelmann. Adolf Stoecker stehe für Antisemitismus und habe ihn gesellschaftsfähig gemacht.
Es gehe, sagt Berthold Fahrendorf-Heeren, vor allen Dingen um eine inhaltliche Klärung. Und so fordert der Arbeitskreis neben einer weitergehenden Diskussion die Namensänderung. "Wir sind gesprächsbereit."
Auf die Einladung Ende Februar, mit den Mitgliedern des Arbeitskreises zu sprechen, reagierte der Hiller Pfarrer nicht. Superintendentin Elisabeth Schäffer ist für eine Stellungnahme erst Anfang nächster Woche erreichbar.
mt@mt-online.de
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