www.hiergeblieben.de

Die Glocke , 16.03.2004 :

Auftakt der Woche der Brüderlichkeit / Erschütternder Bericht über Täter im NS-Reich

Sendenhorst (cat). Über ein volles Haus freuten sich die Veranstalter zum Auftakt der Woche der Brüderlichkeit. Unter den über 60 Anwesenden im Haus Siekmann konnte der Theologe Prof. Dr. Herbert Ulonska auch den Bürgermeister Werner Dufhues und den Referenten Dr. Alfons Kenkmann begrüßen.

In seinen einführenden Worten fand die Realschulband, die die Veranstaltung unter der Leitung von Matthias Sauerland musikalisch untermalte, besondere Erwähnung. Die Musikstücke, darunter auch ein Lied aus "Forrest Gump", erörterte dann Matthias Sauerland bevor Werner Dufhues das Wort ergriff. Dieser richtete einen besonderen Dank an den Arbeitskreis, der die Woche der Brüderlichkeit, die zum sechsten Male in Sendenhorst stattfindet, unter dem Thema "Hatte man denn eine Wahl - Die Frage nach persönlicher Verantwortung" vorbereitet hatte.

Im Anschluss daran ging Prof Dr. Herbert Ulonska auf den Satz "Leben braucht Erinnerung" ein, der sich wie ein roter Faden durch die Vorbereitungsphase zog. "Wer die Vergangenheit verdrängt oder auslöscht, nimmt sich die Möglichkeit, Zukunft neu zu gestalten", so Ulonska. Gleichzeitig veranschaulichte er, dass man immer wieder aus der Vergangenheit lernen und somit mit vereinten Kräften Veränderungen auf den Weg bringen kann. "Wir dürfen nicht vergessen, was vor 60 Jahren unter uns passierte, damit unser Leben lebenswert bleibt", so der Theologe.

Zum Teil erschütternde Einzelheiten enthielt der anschließende Vortrag "Zwischen Anpassung und Weltanschauung: Täter im NS-Staat" vom Geschichtswissenschaftler Dr. Alfons Kenkmann wider. Er schilderte anhand von drei Personenbeispielen die unterschiedlichen Täterprofile in der NS-Zeit. Zum einen ging es hierbei um den "frühen Täter", der durch Rhetorik andere dazu brachte, in seinem Sinne zu handeln. Den Nationalsozialisten leistete auch der "gehorsame und eigeninitiativ handelnde Beamte" große Hilfestellung. Durch ihn wurde unter anderem die Einziehung von jüdischen Vermögenswerten durchgeführt. Der "direkte Täter" zeichnete sich während des NS-Regimes durch nicht vorhandenes humanes Gerechtigkeitsempfinden sowie durch Gefühlslosigkeit aus. Nicht unerwähnt ließ es aber auch die so genannten "kleinen Helden", die sich den Nationalsozialisten widersetzten. Anhand einer Bäuerin und eines Polizisten schilderte er aber auch, dass selbst ein Einzelner "kleinen" Widerstand ausüben konnte. Diese Personen halfen, weil sie die Normen dieser vergangenen Zeit als Unrecht ansahen.


glocke-online@die-glocke.de

zurück