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Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische ,
16.03.2004 :
"Abhängig von der Behörde" / Flüchtlingsrat hat Zweifel an städtischer Darstellung
Kreis Gütersloh (NW). Der Rietberger Flüchtlingsrat hat gestern mit einer Stellungnahme auf die Erklärung der Stadt Rietberg vom Samstag reagiert, in der die Stadt mitteilte, dass die Asylbewerber freiwillig Dienst als Müllmänner beim Karneval getan hätten (wir berichteten).
In der Stellungnahme, die wir in Auszügen wiedergeben, heißt es: "Bekanntlich sind Asylbewerber das letzte Glied in einer langen Kette von Macht und Abhängigkeiten. Sie beziehen weder eine Tageszeitung, noch beherrschen sie die deutsche Sprache ausreichend und die örtlichen Machtstrukturen kennen sie schon gar nicht. Täglich erfahren diese Menschen am eigenen Leib, wie sehr sie von der Behörde abhängen, und zwar existenziell. Wen wundert es da, dass eben diese Behörde von ihnen jede gewünschte mündliche Stellungnahme erhalten kann?"
Ihre angeblich schriftlichen Stellungnahmen - auf Deutsch? - werde sicher niemand jemals zu sehen bekommen, ist der Flüchtlingsrat skeptisch. "Wie auch immer. Es geht nicht darum, wer Recht hat. Wenn die drei Männer elf Tage nach Rosenmontag und einen Tag nach unserem Leserbrief endlich 50 oder 70 Euro erhalten haben, ist zumindest etwas erreicht." Aber darauf sei es dem Flüchtlingsrat nicht angekommen.
Der Flüchtlingsrat sei selbstverständlich dafür, "dass unsere Asylbewerber in Rietberg zu gemeinnützigen Arbeiten herangezogen werden". Sie selbst hätten ja "der Stadt, die sie aufgenommen hat, auch etwas zurückgeben wollen". Das sei gut so. "Aber gerade weil sie gesellschaftlich schon ganz tief unten stehen, müssen nicht ausgerechnet zwei Afrikaner und ein Iraker auch im Rosenmontagszug am Ende gehen und demonstrativ unseren Müll für ein Trinkgeld aufsammeln; das ist sicher das falsche Signal."
Alle sollten viel öfter nachdenken, und zwar vorher. Daher biete der Flüchtlingsrat an, dass seine Mitglieder im Rosenmontagszug 2005 am Ende des Zuges gehen und den Müll aufsammeln.
lok-red.guetersloh@neue-westfaelische.de
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