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Revista - Linke Zeitung für Politik und Kultur aus Celle , 01.02.2002 :

5 Jahre Haft für Escheder Neo-Nazis

Am 25.01.2000 war der vierte und letzte Verhandlungstag und die beiden Skins, die für den Tod von Peter Deutschmann verantwortlich sind, wurden zu je 5 Jahren Haft verurteilt.

Die Staatsanwältin änderte ihre Anklage von Totschlag auf schwere Körperverletzung mit Todesfolge, da die 17 und 18-jährigen Angeklagten das "hohe" Gericht davon überzeugten, dass sie den Tod Peter Deutschmanns nicht in Kauf genommen hatten bei ihrem Überfall, sondern daß die "Sache dann viel schlimmer aussah, als sie sich das gedacht hatten". Die beiden Angeklagten, Marco Siedbürger und Johannes Kneiffel, haben am 09. August 1999 den 44-jährigen Peter Deutschmann in dessen Wohnung überfallen, geschlagen und so brutal zusammengetreten, daß dieser an den Folgen "jämmerlich gestorben" sei und "dreieinhalb Stunden in Todesangst um Luft rang", so die Staatsanwältin.

Die Anwälte der beiden Angeklagten hatten der Tatbeschreibung und Beurteilung nichts entgegenzusetzen, sie wollten lediglich eine geringer Strafzeit herausholen, worauf sich aber der Richter nicht einließ. Ganz wohltuend war, daß der Anwalt Siedbürgers zu Beginn seine Plädoyers erstmal über das Opfer sprach. Wohltuend war es deshalb, weil Peter Deutschmann bisher nur als Objekt der Ermittlungen Erwähnung fand. Es ging um seinen Körper, seine evtl. Vorerkrankungen etc. aber kaum über seine Person. So erfuhren die Zuschauenden, daß Peter Deutschmann früher DJ in der ehemaligen Diskothek "Freedom" in Altenhagen war, daß er seinen Spitzname Hippy wohl zu recht trug, da er aus der sog. Hippy-Generation kam, daß er Siedbürgers ausländerfeindlichen Sprüchen stets verbal, also völlig gewaltfrei, entgegentrat und daß er immer ein silberfarbenen Kreuz um den Hals trug. Das ist nicht viel.

Die Täter, auch darüber waren sich alle einig, sind zwar Skinheads aber ihre Tat war angeblich nicht politisch begründet. Als Beweis sollte wohl dienen, daß Siedbürgers Anwalt behauptete, daß er weder Kinderschänder noch Neonazis verteidigen wollte, doch dann kam Siedbürger und beharrte auf ihn als Anwalt. Das war übrigens bereits bei einer vorherigen Geschichte. Als weiteren Beweis führte er noch mal eine Befragung Siedbürgers durch, bei der deutlich werden sollte, wie ideologisch ungefestigt er doch ist. Seine Dummheit sollte also quasi als Beleg dienen, daß die Tat keine politische war. Dieselbe Befragung blieb bei Kneiffel aus. Er wurde ja auch stets als der Gymnasiast mit dem hohen IQ dargestellt, da hätte die Befragung ja vielleicht auch nach hinten losgehen können. Aber beide wurden sie als Jugendliche vorgestellt, die keinen Halt in der Familie fanden und diesen dann in der Skin-Gruppe suchten, also die übliche Version der verwirrten und verirrten Jugendlichen. Die Gruppe ist schlecht, dort kommen sie mit Rechten und deren Gesinnung in Berührung, aber deren einzelne Mitglieder, zumindest die beiden Angeklagten, sind nur Dummköpfe - eigenartig.

Siedbürger wurde durchaus eine hohe Gewaltbereitschaft attestiert, das ging auch aus den bisherigen CZ-Artikeln hervor, doch Kneiffel schien in dieser Richtung noch nicht so aufgefallen zu sein. Siedbürger sagte selbst über seinen Kumpel, er hätte ihn noch nie so gewalttätig gesehen, wie an dem Abend des Überfalls. Auf der anderen Seite erfuhr man, daß Kneiffel in ein Internat zur Schule ging, weil er von seiner Familie getrennt werden mußte, da seine Geschwister Angst vor ihm hatten. Auch erwähnte der Richter, daß er, sowie Siedbürger und der im Publikum sitzenden Sven Grabow sich bei einer früheren Gelegenheit schonmal aufgeführten hatten "wie die Säue".

Im Publikum saßen neben Grabow noch seine Freundin Sonja Heidmann sowie die "Kameraden", Stammwitz und Pollek. Zu Stammwitz machte die Staatsanwältin noch eine Bemerkung in der Richtung, daß gegen ihn eine Ermittlung wegen Falschaussage eingeleitet wird.


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