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Mindener Tageblatt ,
15.03.2004 :
Kurden demonstrieren für mehr Demokratie / Auslöser waren gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Kurden am Wochenende im Norden Syriens
Von Anja Peper
Minden (mt). Vielleicht wären die Konflikte zwischen Kurden und Arabern im fernen Syrien hier gar kein Thema geworden, wenn Berivan Khider (20) es nicht dazu gemacht hätte.
Die Mindener Abiturientin trommelte in nur 36 Stunden hunderte Kurden aus dem nordwestdeutschen Raum zusammen. Etwa 700 Teilnehmer demonstrierteren nach Angaben der Mindener Polizei gestern friedlich in der Innenstadt. Die Veranstalter sprechen von zeitweise mehr als tausend Teilnehmern.
Auslöser dieser Proteste waren gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Kurden im Norden Syriens. Seit Freitag soll es dort mindestens 14 Tote und 100 Verletzte gegeben haben, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Kurdische Exil-Organisationen hingegen sprechen von bis zu 70 Toten.
Beunruhigt von solchen Meldungen aus ihrer Heimat, entschloss sich die 20-Jährige gemeinsam mit ihrem Vater, aktiv zu werden. "Wir haben die geplante Demo im Internet veröffentlicht und Telefonketten gebildet", so Berivan Khider. So kamen Kurden aus Osnabrück, Bielefeld, Rheine, Oldenburg und dem Sauerland gestern nach Minden. Zentraler Treffpunkt war das Kaufhaus Hagemeyer. Sie trugen Transparente mit Friedenstauben oder Aufschriften wie "Stoppt das Blutbad gegen die kurdische Bevölkerung" und appellierten "Wir brauchen eure Hilfe". Dieser Appell richtet sich vor allem an Menschenrechtsorganisationen in Deutschland. "In Syrien leben etwa drei Millionen Kurden, die von der syrischen Regierung ohne Rücksicht auf Menschenrechte unterdrückt werden", heißt es in dem Flugblatt, dass die Demonstranten verteilten. Die Teilnehmer fordern das Recht auf ihre kurdische Muttersprache, auf Meinungsfreiheit, Demokratie und Gleichberechtigung und sagen "Nein" zum Terrorismus.
Die Gewalt in Syrien war bei einem Fußballspiel in Kamischli entflammt. Das ist die Heimatstadt von Berivan Khider, dort leben ihre Verwandten. Einige von ihnen seien selber Augenzeugen des Fußballspiels gewesen. Zuschauer des Spiels zwischen den Mannschaften El Dschihad and El Fatwa sagten, dass Fans von El Fatwa die kurdischen Dschihad- Anhänger zunächst mit Steinen beworfen hätten. Später habe eine Seite den gestürzten irakischen Diktator Saddam Hussein hochleben lassen mit Parolen wie "Lang lebe Hussein". Offenbar eskalierte die Gewalt am Wochenende weiter. Heute wollen die Kurden vor der syrischen Botschaft in Berlin demonstrieren.
mt@mt-online.de
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