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Junge Linke Lippstadt ,
08.03.2004 :
Die Junge Linke Lippstadt hat einen Aufruf zur antifaschistischen Demonstration am 13.03. in Bochum geschrieben: Faschismus bekämpfen - immer und überall!
Für den 13. März hat die "Nationaldemokratische Partei Deutschlands" (NPD) eine Demonstration gegen den Wiederaufbau der Bochumer Synagoge angekündigt.
Die Bochumer Synagoge wurde während der Reichspogromnacht von einem Großteil der örtlichen Bevölkerung nieder gebrannt. Unter dem Motto "Stoppt den Synagogenbau - 4 Millionen für's Volk" versuchen die Nazis ihren Antisemitismus als falsche "Sozialkritik" zu formulieren, in der sie "das deutsche Volk" einer "Verschwörung durch das Weltjudentum" ausgesetzt sehen. Das beliebte Bild des "raffgierigen Juden", der "das Kapital in der Hand" hätte, wird hierbei zu Tage gerufen. Während ein Großteil der Gesellschaft ihren Antisemitismus immer offener äußert, ist dies bei den Neonazis kaum anders: so mobilisieren sie zunehmend unter offen antisemitischen Demomottos wie z.B. "Der Rassismus ist ein Meister aus Israel", "Kein Blut für Israel" oder eben "Stoppt den Synagogenbau - 4 Millionen für's Volk". Ebenso sind die Forderungen danach einen Schlussstrich unter die deutsche Vergangenheit zu setzten und keine "Sonderregelungen" mehr "für Minderheiten" (gemeint sind die Juden; zitiert aus dem Naziaufruf) durchgehen zu lassen, nicht neu.
Deutschland will wieder die Weltmacht erlangen und dabei ist die Vergangenheit ein Dorn im Auge. So wird im gesamtgesellschaftlichen Diskurs versucht die Vergangenheit so umzuschreiben, dass die Deutschen als Opfer aus ihr hervorgehen und dass der Holocaust verharmlost und vergleichbar gemacht wird. Man bezeichnet sich als Opfer von Hitler, der einen zur (willigen) Vollstreckung seiner Befehle genötigt hätte, als Opfer von "alliiertem Bombenterror", als Opfer von "Vertreibung" aus dem Osten und zu guter letzt als Opfer der wenigen Holocaustüberlebenden und Zwangsarbeitern, die eine Entschädigung fordern und sie durch ihre pure Existenz an die deutschen Gräueltaten erinnern. Der Schriftsteller Martin Walser liefert ein "gutes" Beispiel dafür ab, wie man in Deutschland den Umgang mit der Vergangenheit tätigt. In seiner berühmten Rede in der Frankfurter Paulskirche beklagte er sich über die "Moralkeule Auschwitz" und die "Dauerpräsenz unserer Schande". Mit seiner Forderung mit dem ständigen Ermahnen müsse endlich Schluss sein und seinem Wille endlich wieder mit gutem Gewissen Deutscher sein zu können, spricht Walser einem Großteil der deutschen Bevölkerung aus der Seele. Die rot-grüne Bundesregierung hat die Vergangenheit in einer anderen Weise bewältigt: Sie nahm dem Holocaust die Singularität indem sie behauptete im Kosovo ein neues Auschwitz entdeckt zu haben und legitimierten somit den Kosovokrieg, den sie aus einer "deutschen Verantwortung" heraus geführt hätten. Wiederum andere versuchen den Staat Israel, der sich als Konsequenz aus dem Holocaust und des weltweit vermehrten Antisemitismus gegründet hatte, mit Nazideutschland zu vergleichen. Hierbei werden nicht nur die deutschen Taten relativiert, sondern den Opfern des Holocaust eine gleiche Schuld zu geordnet, womit der Holocaust indirekt moralisch legitimiert werden soll. So warf z.B. Jamal Karsli (u.a. Autor des Buches "Maulkorb für Deutschland")Israel "Nazimethoden" vor, während der kanadische Philosoph Ted Honderich sogar Palästinenser als "Juden der Juden" bezeichnet.
Auch wenn der Naziaufmarsch aufgrund eines derzeitigen Verbotes wahrscheinlich nicht stattfinden wird, ist es wichtig auf die Straße zu gehen, um eine deutliche Position gegen Antisemitismus und Faschismus zu erheben. Zu dem ist es für eine radikale Linke ebenso wichtig nicht nur dann, wenn Nazis aufmarschieren, in die Defensive zu gehen und Gegenaktivitäten zu organisieren, sondern auch in der Offensive eigene Inhalte zu vermitteln.
Faschismus bekämpfen!
Nie wieder Deutschland!
Infos zur Demo und den Bündnisaufruf verschiedener linker und bürgerlicher Gruppen gibt es auf:
www.bo-alternativ.de
lijuli@web.de
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