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Schaumburger Zeitung ,
06.03.2004 :
Ganz kurzer Prozess mit zwei polnischen Dieben / Vor Gericht: Urteil sechs Tage nach der Tat / Staatsanwalt: "Wer zum Klauen einreist, erlebt sein blaues Wunder"
Obernkirchen/Bückeburg (ly). Kurzen Prozess hat das Bückeburger Amtsgericht mit einem polnischen Pärchen gemacht, das extra nach Deutschland eingereist war, um Diebstähle zu begehen.
Nur sechs Tage nach der Festnahme in Obernkirchen wurde beide Angeklagte jetzt zu dreimonatigen Freiheitsstrafen verurteilt, im Fall des Mannes ohne Bewährung. Denn offenbar gehört das Paar zu einer professionellen Diebesbande.
"Wer zum Klauen einreist, erlebt in Schaumburg sein blaues Wunder", betonte Staatsanwalt Günter Wilkening, der von gewerbsmäßigem Diebstahl ausgeht.
Der Mann war sechs Wochen zuvor bereits im Raum Braunschweig erwischt worden, hatte daraufhin einen Strafbefehl erhalten. In Obernkirchen machten der Pole und seine Bekannte in einem Supermarkt lange Finger, steckten sechs Flaschen Parfüm im Gesamtwert von knapp 150 Euro ein.
"Die Sachen waren eindeutig zum Wiederverkauf vorgesehen", meinte Wilkening. Auch Richter Dr. Hartmut Vogler hat "den schwerwiegenden Verdacht, dass die Angeklagten auf Bestellung geklaut haben". Diese waren mit einem Auto in der Bergstadt abgesetzt worden, dessen Fahrer später dabei beobachtet wurde, wie er vergebens auf die Täter wartete.
Vor Gericht gaben die Polen an, sie seien "auf der Suche nach einem Job" gewesen: "Man kann bei Bauern unterkommen und Arbeit finden." Richter Vogler erwiderte knapp: "Um diese Zeit? Wohl kaum."
Abgeschoben wird das Paar, das keinen Cent in den Taschen hatte, übrigens nicht. Nach einem neuen Erlass ist dies bei Beitrittsländern zur Europäischen Union nicht mehr vorgesehen: "Die Angeklagten müssen schon selber sehen, wie sie zurück nach Polen kommen", erklärte Staatsanwalt Günter Wilkening. Und hatte auch noch einen kleinen Tipp parat: "Notfalls per Anhalter".
06./07.03.2004
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