www.hiergeblieben.de

Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 03.03.2004 :

Rosenmontags-Attacke ein Angriff der rechten Szene? / Jugendlicher bekam von hinten eine Flasche über den Kopf / "Linke Zecke" / Gleiche Störer wie bei Las-Vegas-Party im November / Anzeige erstattet

Rüthen. Erneut scheint die rechte Szene in Rüthen aktiv geworden zu sein. Diesmal floss Blut: Am Abend des Rosenmontag (23. Februar) wurde ein Jugendlicher von Rechten - wie er selbst sagt - niedergeschlagen und gewürgt (wir berichteten). Ein dreitägiger Krankenhausaufenthalt war die Folge. Anders als bei dem ausländerfeindlichen Angriff auf einen amerikanischen Austauschschüler im November ist in diesem Fall der Täter bekannt. Der Jugendliche hat Anzeige gegen ihn erstattet. "Ich habe mir schon gedacht: irgendwann kommen die wieder aus ihren Löchern", berichtete das Opfer jetzt im Gespräch mit der Redaktion.

Brutal ging es offenbar am Rosenmontag zu: Elf Anhänger der rechten Szene hätten ihn nach Pöbeleien von der Pommesbude an der Stadthalle wegzulocken versucht. Ohne Vorwarnung habe er dann plötzlich von hinten eine Flasche über den Schädel geschlagen bekommen. Als er sich wehrte, habe der Angreifer noch zweimal derart auf die Wunde geschlagen, dass sein Opfer das Bewusstsein verlor. Noch am Boden liegend sei er mit seinem Halstuch stranguliert worden.

"Von Zivilcourage nicht viel gemerkt"

Der junge Rüthener erinnert an den Protestmarsch, bei dem über tausend Menschen auf dem Marktplatz gegen Rechts demonstriert hatten. "Von Solidarität und Zivilcourage habe ich jetzt nicht viel gemerkt". Obwohl an jenem Abend der Platz belebt war, sei ihm niemand zur Hilfe geeilt. Deswegen suche er gemeinsam mit seiner Familie den Weg an die Öffentlichkeit, um erneut die Bevölkerung wachzurütteln und dafür zu sorgen, dass Gewalt von Rechts nicht in Vergessenheit gerät. Und das scheint bitter nötig, denn Störer, die sich bei Partys zusammenrotten und Personen bedrohen, gibt es offenbar nach wie vor. Mittlerweile trügen die Anhänger der rechten Gesinnung keine Kleidung mehr, an denen sie zu erkennen sind, weiß das Opfer, das sich selbst als links bezeichnet. Bei dem Täter und der Gruppe handele es sich um die gleichen Personen, die bereits bei der Las-Vegas-Party der Pfadfinder im vergangenen Jahr für Aufruhr gesorgt hätten. Damals sei es schon einmal zu einer Auseinandersetzung gekommen - was glimpflich ausging, da der Sicherheitsdienst eingegriffen hatte. "Die rechte Szene ist noch aktiv", sagt der Rüthener. Damals wie jetzt würden die politischen Ansichten der Jugendlichen aufeinander prallen. Worte wie "linke Zecke" und "Faschos" würden neben anderen Beschimpfungen getauscht.

Derzeit untersucht die Polizei den Vorgang. Der Ausdruck von der "linken Zecke" sei aktenkundig, erklärte Polizei-Pressesprecher Winfried Schnieders auf Anfrage. Man müsse abwarten, ob die Vernehmungen "etwas in Richtung rechte Szene" ergeben.

Vertrauensverlust gegenüber den Behörden

Derweil scheinen etliche Jugendliche in Rüthen mit Verständnislosigkeit zu reagieren. Jetzt, nachdem die Ermittlungen nach den Tätern, die den amerikanischen Austauschschüler angegriffen haben, eingestellt sind und es zu der jüngsten Attacke kam, macht sich offenbar Vertrauensverlust gegenüber den Behörden breit.


Redaktion@DerPatriot.de

zurück