Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische ,
23.08.2003 :
Greenpeace sieht Skandal um Castor / Atom-Transporte: Feuerwehr weiß nichts
Von Martin Fröhlich
Gütersloh/Bielefeld. Die hitzige öffentliche Diskussion über Castor-Transporte liegt einige Zeit zurück, doch in dieser Woche entspann sich in OWL eine neue. Nicht in erster Linie über die Transporte selbst, sondern über die Informationspolitik der zuständigen Behörden. So wussten beispielsweise in Gütersloh von der brisanten Fracht, die auf dem Schienenweg durch die Stadt rollte, weder die Feuerwehr noch die Abteilung Bevölkerungsschutz beim Kreis.
Ein "Skandal" findet Rüdiger Mönig, Sprecher von Greenpeace in Bielefeld und Gütersloh. "Das ist zwar leider gängige Praxis, doch es dürfte nicht sein. Sogar das Grundgesetz verpflichtet die Behörden, Gesundheit und Leben aller zu schützen." Wenn aber die Hilfskräfte gar nicht darüber informiert würden, dass ein Castortransport ihren Bereich passiert, könnten sie sich nicht auf einen möglichen Zwischenfall vorbereiten.
Der Vorschrift nach hat niemand ein Versäumnis begangen. "Die bundesweite Vereinbarung sieht vor, die Innenminister und Atomaufsichtsbehörden der Länder zu informieren, durch die ein Atomtransport geht", erklärt die Sprecherin des Landesinnenministeriums in Düsseldorf. Außerdem würden nur noch die zuständigen Kreispolizeibehörden unterrichtet.
Während im Gütersloher Kreishaus Jürgen Siebel, Leiter der Polizeiinspektion, nicht konkret bestätigen wollte, dass die Polizei informiert war, erklärte die Bezirksregierung in Detmold über ihre Pressesprecherin Manuaela Morath: "Wir haben als zentrale Stelle vom Innenministerium die Information über den Castortransport durch OWL erhalten und sie ordnungsgemäß an die Kreispolizeibehörden Minden, Herford, Bielefeld und Gütersloh weiter gegeben."
Gekoppelt sei diese Information grundsätzlich mit der Aufforderung an die Polizei, Rückmeldung über geplante Protestaktionen gegen die Transporte oder andere Gefährdungen zu machen. "Geht bei uns so eine Meldung ein, geben wir sie nach Düsseldorf weiter und dann wird ein Plan für eventuelle Notfälle entworfen." In diesen seien dann auch örtliche Katastrophenschutzbehörden involtiert.
"Die vorbereitenden Maßnahmen werden von außen getroffen"
Eine solche Rückmeldung hat es aus Gütersloh mangels Anlass nicht gegeben, denn der oberste Einsatzleiter der Feuerwehr, Hans-Joachim Koch, und der Sachgebietsleiter Katastrophenschutz, Eckhard Ramhorst, "wussten nichts von dem Transport". Koch zeigte sich gar verwundert ob der Nachfrage: "Experten sagen ja, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass bei so einem Transport etwas passiert." Jürgen Siebel von der Gütersloher Polizei erklärte, im Vorfeld solcher Transporte verlaufe alles routinemäßig: "Die vorbereitenden Maßnahmen werden für alle Eventualitäten wie technische Defekte oder Störungen von außen getroffen." Zur Routinevorbereitung gehört offenbar eine Information von Feuerwehr und Katastrophenschutz nicht.
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