Lippische Landes-Zeitung ,
19.12.1992 :
AstA von Aktion gegen Rechtsextremismus enttäuscht: Nur 30 von 3.000 Studenten nahmen teil / "Fast peinliches Desinteresse" in der FH
Lemgo (MW). "Seht nicht länger zu - engagiert Euch!". Der Aufruf des Allgemeinen Studenten-Ausschusses (AStA) stieß ins Leere: Nicht mehr als 30 Studenten der rund 3.000 in Lemgo immatrikulierten Hochschüler kamen zu den fünf Arbeitskreisen, die anläßlich der Aktionswoche "Studis gegen Rechtsextremismus" in der Lemgoer Fachhochschule organisiert wurden.
"Die Aktion war ein Reinfall", bilanziert Torsten Gronemeier, Mitglied des AStA-Vorstandes. Sie habe aber einmal mehr ein passendes Licht auf die Studenten der Fachhochschule geworfen. "Die Leute fühlen sich nicht persönlich berührt und werden erst hellhörig, wenn wirklich etwas 'Größeres' passiert", erklärt Gronemeier weiter. Es sei "fast peinlich" gewesen: Am ersten Aktionstag hatte ein Großteil der Professoren auf Empfehlung des Senats die dritte und vierte Vorlesungsstunde ausfallen lassen, damit die Studenten an den angebotenen Arbeitskreisen teilnehmen konnten. "Das Foyer und die Mensa waren in dieser Zeit so voll wie nie. Nur zu den Gruppen kam niemand."
So sei der Workshop "Ausländerpolitik" ausgefallen und für die Themen "Rechtsextremismus an der FH", "Asylantenpolitik", "Rechtsextremismus in und um Lemgo" sowie "Umgang mit Rechtsextremismus in den Medien" hätten sich nur wenige Hochschüler interessiert. "Wir haben gewollt, dass sich eine kontinuierliche Arbeit aus den AGs entwickelt. Die Aktion sollte ja kein Alibi sein nach dem Motto: Jetzt haben wir uns damit beschäftigt, und nun ist es gut", führt der Student der Elektrotechnik weiter aus. Doch auch der Kreis der 30 Teilnehmer sei noch weiter geschrumpft. Schließlich sei eine "große" Gruppe gebildet worden, der noch neun Personen angehören. "Wenigstens diese wollen auch weiterhin aktiv bleiben", sagt Gronemeier optimistisch. Positiv sei auch, dass sich zwei Studenten dazu entschlossen hätten, an den Schulen gemeinsam mit Lehrern über die Gefahr des Rechtsextremismus aufzuklären.
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