Initiative Abschiebungen stoppen! ,
30.08.2003 :
Presseerklärung / Anlässlich des Aktionstages gegen Abschiebung am 30.08.2003 wurden bei IKEA Bielefeld auf 1000 Schränke, Regale und andere Möbelstücke etc. Informationen zur Firmenpraktik IKEAS geklebt
Zusätzlich wurden Flugblätter an die Besucherinnen und Besucher verteilt.Der Text des Aufklebers: "Wir können unsere Produkte für Sie so preiswert produzieren, da u.a. die Schrauben von Abschiebehäftlingen zu Hungerlöhnen sortiert und verpackt werden."
IKEA rühmt sich in ihrem aktuellen Katalog, dass sie einen respektvollen Umgang mit ihren Mitarbeitern pflegen. Dies scheint allerdings nicht für alle zu gelten. So lässt IKEA in Büren, dem größten Abschiebegefängnis in Deutschland, für einen Stundenlohn von 2 Euro Schrauben sortieren. Wir verstehen unter einem respektvollen Umgang etwas anderes. Ausführlichere Informationen entnehmen Sie bitte folgendem Flugblatt:Liebe Freunde und Freundinnen der schwedischen Wohnkultur,IKEA beeindruckt nicht nur sie, sondern auch uns: IKEA Bielefeld hat eine Größe von 26.300 Quadratmetern. Dem Einkaugsvergnügen kommen die große Anzahl von Parkmöglichkeiten und die optimale Busanbindung entgegen. Auch der weltweite Erfolg gibt diesem Unternehmen Recht. So wie die Globalisierung in aller Munde ist, spielt das Möbelhaus zeitgemäß die Rolle des "global players": Insgesamt ist IKEA derzeit an 29 Standorten vertreten und damit in aller Welt zu Hause. Weltweit gibt es insgesamt 154 Einrichtungshäuser in 22 Ländern. Neben Ihnen gibt es ca. 286 Millionen Kunden und Kundinnen, die IKEA jährlich auf der Welt besuchen, davon rund 64,5 Millionen in Deutschland.
Den Gründungsvater von IKEA, Ingvar Kamprad, beseelte eine sehr demokratische, ja beinahe visionäre Geschäftsidee: "Wir wollen ein breites Sortiment formschöner und funktionsgerechter Einrichtungsgegenstände zu Preisen anbieten, die so günstig sind, dass möglichst viele Menschen sie sich leisten können." Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden. Die Sache hat allerdings einen Haken: Während IKEA einerseits mit sozialen Ideen hervortitt, lassen sie andererseits von Menschen in Abschiebehaft ihre Schrauben zu Dumpinglöhnen sortieren, um ihre "freundlichen Preise" anbieten zu können. Das können wir nicht gutheißen, gelinde gesagt, lehnen wir das ab.In Deutschland befinden sich pro Tag schätzungsweise 2000 Menschen in Abschiebehaft. Diese werden in Gefängnissen inhaftiert, weil man ihnen keine Aufenthaltsgenehmigung erteilte oder ihnen diese entzog. Entscheidend für den oftmals mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt ist aber meist nur der "begründete Verdacht",dass die Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung ihre Aufforderung zur Ausreise nicht nachkommen werden.Ganz in der Nähe von Bielefeld, in Büren bei Paderborn, befindet sich das größte Abschiebegefängnis Deutschlands. Im Höchstfall können knapp 600 Abschiebehäftlinge inhaftiert werden.In Büren gibt es, im Gegensatz zu anderen Abschiebegefängnissen, für ca. 120 - 150 Gefangene die Möglichkeit einer Arbeit nachzugehen. Bei den Tätigkeiten handelt es sich meistens um Montage- und Sortierarbeiten für verschiedenste Firmen und Zwischenhändler: Schnellhefter für Elba nach Farben sortieren, Elektrokabel verschrauben, Einlegesohlen im Auftrag Deichmanns verpacken oder eben Schrauben sortieren und verpacken für IKEA.In verschiedene Lohngruppen eingeteilt, die um ca. 20 Cent variieren, erhalten die Abschiebehäftlinge einen durchschnittlichen Stundenlohn von ca. 2 Euro. Dieser macht höchstens 1/4 der tariflich festgelegten Löhne für entsprechende Hilfsarbeiten aus.
Gipfel des Zynismus ist jedoch, dass in NRW per Erlass ca. 87 Cent von diesem Hungerlohn von den lokalen Ausländerbehörden gepfändet werden. In Deutschland müssen im Regelfall die Abschiebehäftlinge selber für ihre Abschiebung und ihre Inhaftierung finanziell auskommen. Da die Abschiebehäftlinge dieses Geld, was sich auf mehrere 1000 Euro summiert, selten bezahlen können, liegt auch hier ein äußerer Nutzen der Knastarbeit vor.Die Arbeit in der Abschiebehaft in Büren ist trotzdem begehrt. Für viele bietet sie die einzige Möglichkeit zumindest mit anderen Gefangenen in Kontakt zu kommen. Außerdem kann sie evtl. von der ausweglosen Warterei ablenken, an dessen ungewissem Ende i.d.R. die Abschiebung steht. Im sogenannten Heimatland (z.T. Kriegsgebiete) können Folter, Verfolgung und / oder weitere Inhaftierung bis hin zu Ermordung folgen. Der Konzern IKEA nutzt die ausweglose Position von Abschiebegefangenen aus. Wenn IKEA schon im Abschiebeknast arbeiten lässt, dann heißt unsere Forderung nur zu herkömmlichen Verdienst und ohne erzwungene Abbezahlung des eigenen Knastaufenthalts und der Abschiebung!
Abschiebehaft gehört abgeschafft - Abschiebungen stoppen!Bleiberecht für alle!
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