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Die Glocke , 26.02.2004 :

Sehenswerte Ausstellung / Einfühlsam jüdisches Leben dokumentiert

Telgte (gl). Am Sonntag, 29. Februar, wird um 11 Uhr im Foyer des Telgter Rathauses die Fotoausstellung "Juden in Deutschland heute" mit Bilder des bekannten Fotografen Edward Serotta eröffnet. Grau und wolkenverhangen der Himmel, schwermütig und drückend die Szene mit einzelnen Menschen, deren Köpfe nur wenig ins Bild hineinragen. Im Weitwinkel hat Edward Serotta die Gruppe auf dem Weg zur Gedenkfeier ins Konzentrationslager Buchenwald 1995 festgehalten. Ein schwerer Gang des Erinnerns - ein halbes Jahrhundert nach dem Holocaust. Ein bedrückendes und symbolisch- überzeugendes Bild, ein Leitbild zum Thema: Juden in Deutschland heute. Jüdisches Leben in Deutschland nach dem Holocaust? Kann es heute einen jüdischen Alltag in diesem Land geben? Nur einige der überlebenden entschieden sich 1945 dazu, in Deutschland zu bleiben. Trotz aller Schwierigkeiten im Land und Unverständnis von außen bildeten sich neue jüdische Gemeinden. Aus Osteuropa, aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei emigrierten Juden nach Deutschland, heute kommen viele aus der ehemaligen Sowjetunion hinzu. Das vielfältige jüdische Leben in Deutschland vor 1933 ist unwiederbringlich verloren.

Jüdisches Leben entsteht neu. Für viele Menschen jüdischen Glaubens in der Welt sind Juden in Deutschland heute eine Paradoxie. Dass Juden im Land der Täter leben, arbeiten, ihren Glauben ausüben, verlangt immer wieder aufs Neue nach Erklärung. Edward Serotta ist diesem spannungsvollen Thema als Fotograf und Journalist nachgegangen. Mit seiner einfühlsamen Dokumentation gelingt es ihm, in der scheinbaren Normalität das Außergewöhnliche festzuhalten, den objektiven Befund mit dem subjektiven Empfinden zu verbinden. Seinen Bildern ist eine Atmosphäre eigen, die Fragen provoziert. Edward Serotta's Fotografien sind Denkanstöße für die Auseinandersetzung mit der Schuld der Tätergeneration und zugleich Mahnung für die Lebenden.

Der Holocaust gehört zur Entstehungsgeschichte unserer Gegenwart - das Haus der Geschichte der Republik Deutschland in Bonn sieht es als eine besondere Aufgabe an, diese Erinnerung wach zu halten. Die Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte Bonn in Zusammenarbeit mit dem jüdischen Museum Frankfurt und Edward Soretta wird von der Stadt Telgte in Kooperation mit dem Verein Erinnerung und Mahnung e. V. Telgte präsentiert. öffnungszeiten: für Schulkassen auch nach Vereinbarung; ansonsten von montags bis mittwochs von 8 bis 12.30 und 14 bis 16.30 Uhr, donnerstags von 8 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 12.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.


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