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Neue Westfälische ,
26.02.2004 :
Aufarbeitung der Geschichte der Judenverfolgung und -vernichtung im Raum Gütersloh / Bundesverdienstkreuz für Dr. Helmut Gatzen
Gütersloh (mobl). "Sie verkörpern den Aufklärer, den Vermittler, der durch Forschergeist, Gradlinigkeit und Gespür für die Menschen die Verständigung von Christen und Juden und die Verständigung zwischen Ost und West ein großes Stück voran gebracht hat." Bereits im ersten Satz seiner Laudatio brachte Landrat Sven-Georg Adenauer auf den Punkt, warum Dr. Helmut Gatzen am Montagabend im Haus der Kirche das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekam.
Seit Jahrzehnten arbeitet der gebürtige Thüringer die Geschichte der Judenverfolgung und -vernichtung im Raum Gütersloh auf, organisiert Führungen und bringt die NS-Vergangenheit auch Jugendlichen wieder stärker ins Bewusstsein. Stark gemacht hat sich der 70-Jährige stets auch für die Zusammenarbeit der Kirchen in Ost- und Westdeutschland. "Ethische Überzeugungen müssen vorgelebt werden. Nicht verkündet, sondern gelebt", so Sven-Georg Adenauer.
Gatzen bemüht sich bereits seit langem darum, dass die Verständigung zwischen Christen und Juden auf ein solides Fundament gestellt wird. Er stellte Kontakte zu Überlebenden der ehemaligen jüdischen Kultusgemeinde her und arbeitet seit fast vier Jahren im Arbeitskreis "Jüdisches Leben in Gütersloh" mit. Auch in seinen Ämtern als Pfarrer und Religionslehrer war er stets bemüht, die Gütersloher Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren.
"Sie sind ein Überzeugungstäter und gehören zu den persönlich haftenden Vermittlern, Lehrern, die meines Erachtens zu Recht durch ihre Verdienste zum Vorbild unserer Gesellschaft werden", hob der Landrat hervor.
Als zweite große Aufgabe sah Gatzen bereits vor der Wiedervereinigung die Kontakte in die ehemalige DDR an. In den Jahren 1990 bis 1998 organisierte er zahlreiche Tagungen, an denen Religionslehrer und Katecheten aus Gütersloh und Erfurt-Nordhausen teilnahmen.
Sven-Georg Adenauer bezeichnete Gatzen daher als "Brückenbauer auf kirchlicher Ebene in den Zeiten von Teilung und Vereinigung".
Adenauer überbrachte zugleich Glückwünsche von Ministerpräsident Peer Steinbrück und vom Regierungspräsidenten Andreas Wiebe. Der Laudatio des Landrates schlossen sich mit ihren Glückwünschen auch Bürgemeisterin Maria Unger, der Präses Presbyterii der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh, Wilfried Heitland, die Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld, Irith Raub-Michelsohn sowie Ernst-Otto Meinhardt, Mitglied des Synodalausschusses "Christen und Juden", an.
Die Feierstunde, die auf besonderen Wunsch von Helmut Gatzen im Haus der Kirche stattfand, wurde musikalisch begleitet von Daniel Reichert an der Trompete und Simon Reichert am Klavier.
lok-red.guetersloh@neue-westfaelische.de
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