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Lotta - Antifaschischiste Zeitung aus NRW , 07.02.2004 :

Neonazismus in Ostwestfalen / Ostwestfalen-Lippe, Ort nationaler Mythen und Bewegungs(t)räume

Von AntifaschistInnen aus Bielefeld

Nach den Regional- und Lokalnachrichten über die neonazistischen Szenen im Aachener Raum, im Hochsauer- und Siegerland, im Münsterland, Köln, Dortmund und im Raum Bonn/Rhein-Sieg geht es in dieser Ausgabe in die siebte Runde. Der Blick konzentriert sich dieses Mal auf den an Niedersachsen grenzenden östlichen Teil von NRW, auf Ostwestfalen.

Die Region ist für sämtliche Schattierungen der extremen Rechten ein ganz besonderer Raum. Der Teutoburger Wald und die Externsteine geben ausreichend Möglichkeiten zum Ausleben eines extrem rechten Germanenkultes. An dem vermeintlich "vorchristlichem Heiligtum", den Externsteinen, feiern beispielsweise Germanentümler, (Neu)Heiden und Esoteriker, aber auch militante Neonazis jedes Jahr zusammen die "Sonnenwende". Die Wewelsburg, zwischen Büren und Paderborn gelegen und von der SS als Mittelpunkt des "Großgermanischen Reiches" auserkoren, ist beliebter Wahlfahrtsort, ebenso wie das Kaiser-Wilhelm-Denkmal bei Minden. Ebenso lockt das Hermannsdenkmal, auf der Bergkuppe der Grotenburg bei Detmold gelegen. Triumphierend reckt hier der Cherusker-Fürst Arminus, volkstümlich Hermann gerufen, sein Schwert in die Luft. Er wird als Vorbild für den rassistischen Kampf gegen eine vermeintliche "Überfremdung" dargestellt, hat doch Arminus der Legende nach im Jahre 9 n. Chr. aufständische Germanen gegen das römische Heer von Varus zum Sieg geführt und somit das Land vor der "Besatzung" bewahrt. Doch das Bild des "germanischen Kernlandes" hat Brüche, aber wen interessiert es schon, dass Arminus im Jahre 16 eine schwere Niederlage gegen das römische Heer einstecken musste. Auch die Tatsache, dass vermeintliche Kultstätten nach seriösen archäologischen Forschungen erst lange nach den "Germanen" im frühchristlichen Mittelalter zu verorten sind, stört die extreme Rechte überhaupt nicht, sie wähnt sich bis heute im Kampf um einen "urdeutschen" Landstrich.

In Ostwestfalen finden sich diverse extrem rechte Gruppierungen, von denen im Folgenden die "Freien Kameradschaften" und die NPD näher unter die Lupe genommen werden sollen. Ergänzt wird diese Betrachtung durch einen Blick auf die regionale RechtsRock-Szene, die erwartungsgemäß eng mit dem kameradschafts- und parteiförmig organisierten Teil der Neonazi-Szene verbunden ist.

Die NPD als Sammelbecken

Die NPD kann in der Region auf diverse Aktivisten zurückgreifen, die über langjährige Erfahrung verfügen. So machte sich der Bielefelder "Kamerad" Edgar Arnstedt zum Beispiel bereits Ende der 70er Jahre als Schläger des JN-Ordnerdienstes, der "Hartung-Bande", einen Namen. Bis heute gehört er zum Kreis der wichtigsten regionalen Aktivisten. Ebenfalls seit Jahren aktiv ist der Vorsitzende des NPD-Bezirksverbandes Ostwestfalen und Kreisvorsitzender des NPD-KV Minden-Lübbecke, Manfred Gutsche aus Lübbecke. Der Privatdetektiv ist auch Mitglied des NPD-Landesvorstandes und emsiger Organisator von Veranstaltungen, Schulungen, häufigen Busreisen zu Großdemonstrationen der NPD und vielem mehr. Auch seine Ehefrau, Martina Gutsche, ist für die NPD tätig, zeitweilig war auch sie Mitglied des NPD-Landesvorstandes.

Der NPD-Bezirk Ostwestfalen gliedert sich in die Regionalgruppen Bielefeld, Herford, Minden und Gütersloh. Als Sprachorgan des Bezirks fungiert die unregelmäßig erscheinende Postille "Weserwarte".

Von besonderer Bedeutung für die regionale NPD ist Gerd Ulrich, der aus der 1994 verbotenen "Wiking-Jugend" hinzu gestoßen ist. Häufig findet man den Detmolder auch fernab von OWL auf neonazistischen Demonstrationen in der ersten Reihe oder am Steuer seines schwarzen VW-Transporters, den er immer mal wieder - teilweise mit martialischen Stahlgitterelementen gegen Steinschlag geschützt - auch als Lautsprecher-Wagen zur Verfügung stellt. Weitere wichtige Aktivposten der NPD in der Region sind Markus Spilker sowie Alan Salkeld aus dem Kalletal, beide von der NPD in Herford.

Die bislang größte Aktion der regionalen NPD war die Demonstration gegen die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht am 02.02.2002 in Bielefeld. Ca. 1500 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligten sich an dem Aufmarsch.

"Frei - Sozial" und überregional

Auch die Kader der regionalen "Freien Kameradschaften" können auf eine langjährige Erfahrung in der extremen Rechten zurückblicken. Zu den wichtigsten Führungsfiguren zählen der Mindener Dirk Fasold und insbesondere Bernd Stehmann. In der bundesweiten Neonazi-Szene gilt Stehmann als gefestigter Straßen-Soldat. Er versucht, auf Schützenfesten, Partys, Konzerten, in Kneipen und auf der Straße Einfluss auf potentielle jugendliche Einsteiger zu bekommen - teilweise mit Erfolg. Stehmann lernte sein Handwerk in den 80er Jahren in Bielefeld im Umfeld der "Nationalistischen Front" (NF) und der "Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei" (FAP). Ebenfalls aus verbotenen Neonazi-Parteien stammen der ehemalige FAPler Detlev Glock aus Salzkotten und der ehemalige NF-Kader Meinhard Otto Elbing aus Bielefeld. Beide gehören bis heute zum Führungspersonal der regionalen Neonazi-Szene. Der als brutaler Schläger bekannte Elbing, der sich eher "nationalrevolutionär" orientiert, blickt auf eine lange Politikarriere zurück. Ob dei den "Grünen", der FAP, der NF oder bei den "neurechten" "Synergies Européennes", überall hat er schon mal mitgemacht. Zumindest zeitweilig trat er mit einer regionalen Kleinstorganisation in Erscheinung: "Widerstand jetzt!" Unter diesem Logo organisierte der ehemalige Student der Sozialpädagogik auch Vortragsveranstaltungen mit Horst Mahler und dem "Bombenhirn" der neonazistischen Szene, dem Sprengstoff- und Waffenexoerten Peter Naumann aus Wiesbaden.

Unter der tatkräftigen Führung von Bernd Stehmann sind "Kameradschaften" in Bielefeld, Bad Salzuflen, Minden und diversen anderen Kleinstädten der Region entstanden. Eng verknüpft ist die OWL-Szene mit der angrenzenden "Kameradschaft Weserbergland", die u.a. in Minden und Schaumburg Ortsgruppen unterhält. Die "Kameraden" treten in heimischen OWL allerdings selten in Erscheinung, dafür sind sie aber sehr häufig in Niedersachsen und auf nahezu jedem bundesweiten Aufmarsch zu finden. Sei es in Zittau, beim 1. Mai in Halle an der Saale oder jährlich beim "Rudolf Hess-Marsch" im bayrischen Wunsiedel. Und natürlich in NRW. Dabei laufen sie oft nicht nur mit, sondern übernehmen auch Ordnertätigkeiten. Oft stehen Bernd Stehmann hierbei die "Kameraden" Mark Schöngarth aus Gütersloh und Björn Liewald aus Bielefeld zur Seite.

Der einzige bisher zu verzeichnende größere öffentliche Auftritt der "Freien Kameraden" in OWL war deren Aufmarsch gegen die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht am 02.03.2002 in Bielefeld, die den Kameradschaften ein eigenes Profil in Abgrenzung zur NPD-Demo einen Monat zuvor bringen sollte. Was allerdings angesichts der verhältnismäßig niedrigen Teilnehmerzahl scheiterte.

Die seltenen regionalen Auftritte sind nicht etwa Ausdruck von Zurückhaltung der Szene, sondern ihre Schwäche. Dem soll mittels Schulungen abgeholfen werden. Motor dieser Bemühungen ist einmal mehr Bernd Stehmann. Laut Informationen aus der Szene hat er es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche umliegenden Städte mit einer "Kameradschaft" zu 'bereichern'. In den umliegenden Ortschaften gäbe es zunehmend rechts orientierte Jugendliche und es sei an der Zeit, dies zu nutzen. Dazu sollte in jeder Stadt ein "Kameradschaftsführer" ausgebildet werden. Um das zu erreichen, organisierte er mit anderen erfahrenen "Kameraden"
sogenannte "Untersturmführer-Schulungen". Zur Ausbildung gehört ein ideologischer Teil, um den sich Detlev Glock und Meinhard Otto Elbing kümmerten. Lernen sollen die angehenden "Untersturmführer" auch technische Aspekte des 'Kampfes für Deutschland': So steht unter anderem auch der Umgang mit Computern und Funk auf dem Programm. Um die notwendige körperliche Verfassung zu erlangen, stehen für die Anwärter Geländemärsche, darunter ein Abschlussmarsch mit schwerem Gepäck, auf dem Programm. Bei den Schulungen besteht Anwesenheitspflicht und der Erfolg der Teilnehmer wird mittels Prüfungen getestet. Neben diesen internen Schulungen organisierte die Bielefelder "Kameradschaft" immer wieder auch öffentliche Schulungen und Vorträge. Auch die "Kameradschaft Weserbergland" organisiert Schulungen, hier werden den jungen "Kameraden" jedoch erst einmal, wie zum Beispiel im Januar 2004, die "geschichtlichen und politischen Grundsätze" vermittelt.

Körperkult und Wehrertüchtigung für Fortgeschrittene

Die regionalen "Kameradschaften" werden aber nicht nur bei theoretischen Schulungen und Aufmärschen aktiv. Aus ihren Reihen wird auch ein vielfältiges Freizeitprogramm organisiert, das den Zusammenhalt sichern soll. So findet z.B. jährlich ein Fußballtunier statt. Dazu werden auch "Kameradschaften" aus anderen Bundesländern eingeladen. Fand das Tunier über Jahre am Fuß der Wewelsburg statt, ist es inzwischen ein richtiger Wandercup, ausrichten muss es der Gewinner des jeweiligen Vorjahres. Neben dem Fußballtunier gehört der "Knüppelmarsch" zu den Höhepunkten im neonazistischen Freizeitvergnügen. Auch dieser dient eher dem ideologischen Zusammenhalt und dem Gemeinschaftsgefühl als der körperlichen Ertüchtigung. Dieser Orientierungsmarsch ist eine Mischung aus "Spiel ohne Grenzen", Saufgelage und Wehrsportübung. Der Marsch wird ebenfalls von der Sieger-"Kameradschaft" des letzten Jahres ausgerichtet. Jahr für Jahr reisen befreundete "Kameraden" aus dem Spektrum der "Freien" und der NPD/JN an, um teilzunehmen. 2003 war die "Kameradschaft Barsinghausen" Ausrichter des Marsches, dieses Jahr sind die "Kameraden" aus Minden an der Reihe.

Ihr Sturm- und Sauflokal ist der Szene allerdings kürzlich abhanden gekommen. Die Bielefelder Kneipe "Postmeister", häufiger Treffpunkt der Szene, musste dank beharrlicher Interventionen durch AntifaschistInnen Mitte 2003 schließen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde über diese Kneipe, die wöchentlich als Treffpunkt für die regionale, gelegentlich auch überregionale Szene diente, auch Nachwuchs rekrutiert, insbesondere aus dem jugendlichen Umfeld.

Jugend- und Erwachsenenbildung

In Ostwestfalen erscheinen drei Neonazi-Fanzines. Stehmann ist Herausgeber der Hochglanz-Postille "Unsere Welt". Politik und Kultur werden in dem überregional vertriebenen Fanzine geschickt vermischt. Es finden sich u.a. Konzertberichte, Interviews mit RechtsRock-Bands, Artikel zu Aufmärschen und politischen Veranstaltungen.

Für das Fanzine "Skinhead Meeting" zeichnet Jens Niemeier aus Rödinghausen verantwortlich. Eng mit dem Heft verbunden ist auch der Mediendesigner Michael "Niete" Stephan aus Bünde/Hiddenhausen. "Niete" ist stellvertretender Vorsitzender und Co-Trainer des Kick-Box-Vereins "Body Check". Das Fanzine ist gespickt mit sexistischen Texten, Konzertberichten und Lobeshymnen auf die "Dritte Halbzeit", also Hooligan-Schlägereien nach Fußballspielen. Ziel des Machwerkes ist es, unpolitische Jugendliche und Skinheads anzusprechen und über die engere "Kameradschafts"- und RechtsRock-Szene hinaus zu wirken.

"Herrlich Hermannsland", das aus dem Umfeld der "Boot Boys Lippe", einer Clique aus rechten Skinheads und Hools aus Bad Salzuflen kommt, ist das dritte in OWL erscheinende Fanzine. Es ist schlecht kopiert, die Autoren glänzen durch ihren ausgeprägten Hang zur Fäkaliensprache und es hat lediglich regionale Bedeutung. Themen sind Demonstrationen, Konzerte und Fußball-Erlebnisberichte. Dem Stil nach weist es Ähnlichkeiten mit dem "Riesaer Zündblättle" auf, das Logo der Boot Boys Riesa ähnelt auch dem der Bad Salzufler Gruppierung. Verantwortlich für die guten Kontakte dürfte ein aus Riesa zugezogener "Kamerad" sein.

Die Redaktionen aller drei Zines scheinen jedoch seit dem Vorjahr zu schwächeln, die aktuellen Ausgaben lassen seit langer Zeit auf sich warten. Die Gründe hierfür dürften vielfältiger Natur sein: Hausdurchsuchungen und Strafverfahren, wie beim "Skinhead Meeting" oder auch die midlife-Sinnkrise, wie bei Stehmann, dürften zu ihnen zählen.

Alles, was das Arier-Herz begehrt

In OWL sind mehrere Versände beheimatet, die an die Strukturen der "Freien Kameradschaften" angebunden sind. Einer der wichtigsten ist der "Zentralversand". Die Geschäftsführung liegt bei dem NPDler Alan Salkeld. Besitzer sind Bernd Stehmann (60%) und Kai Schubert (40%). Der Versand scheint allerdings nicht reibungslos zu funktionieren, so brach die Kooperation mit der Bad Salzufler Gruppe zusammen, die jetzt einen eigenen Versand betreibt. Stehmanns Hoffnung, aufgrund seiner häufigen Arbeitslosigkeit über den Versand seinen Lebensunterhalt zu sichern, scheint sich bislang nicht erfüllt zu haben, dabei bietet das Sortiment alles, was der selbst ernannte Arier braucht, um sein Selbstbewusstsein aufzumöbeln: Von Szene-Kleidung über Tonträger bis hin zu nationalistischer Literatur ist alles im Angebot. Allerdings funktioniert der online-shop nur schleppend oder gar nicht.

Relativ neu ist der "H8-Rock"-Versand, der über das ehemalige Postfach des "Zentralversandes" in Bad Salzuflen erreichbar ist. Anmelder der Internet-Seiten ist Hendrik Stiewe aus Bielefeld. Stiewe ist u.a. Mitglied der Bielefelder Burschenschaft "Normannia Nibelungen", eben jener Burschenschaft, die schon durch die Mitgliedschaft des aktiven Neonazis Marc Strohte auffiel. Für die Versendung beim H8-Versand ist Sebastian S. alias "Mossi" verantwortlich, der aus dem Umfeld der Bad Salzufler "Kameradschaft" kommt. Neben diversen RechtsRock-CDs finden sich auch alle anderen szeneüblichen Artikel im Sortiment. Stiewe verfügt über sehr gute Verbindungen zur überregionalen RechtsRock-Szene und ist europaweit auf Konzerten unterwegs. Nach einem Outing durch AntifaschistInnen im Rahmen der Kampagne antifaschistischer Gruppen aus NRW "we will rock you - kein Raum der Nazi-Musik!" im Dezember 2003 in Bielefeld ist es aber ein wenig stiller um ihn geworden.

Der dritte wichtige Neonazi-Versand in OWL ist der "Zündstoff-Verlag" bzw. "Z-Versand" aus Clarholz bei Gütersloh, der von Meinolf Schönborn betrieben wird. Er weist etliche Ähnlichkeiten mit dem "Klartext-Versand" der 1992 verbotenen "Nationalistischen Front" (NF) auf. Was nicht weiter verwundert, fungierte Schönborn doch als Bundesvorsitzender der NF. In seiner letzten öffentlichen Erklärung in dieser Funktion nannte er bereits die Telefonnummer des "Z-Versandes" als Kontaktmöglichkeit. Über den Versand kann sich die Szene mit Rudolf-Hess-Devotionalien, "White Power"-Ansteckern, Tonträgern und sonstigem rechten Skin- und Hooliganbedarf eindecken.

Bands, Konzerte und Labels

Die bekannteste RechtsRock-Band aus OWL ist "Sleipnir" um ihren Sänger Marco Laszcz aus Verl bei Gütersloh. Neben überregionalen Auftritten mit der Band, tritt Laszcz auch solo als Liedermacher auf. Dabei überwiegen inzwischen legalistisch formulierte "Heimatlieder", was nicht immer so war, die Sleipnir-CD "Mein bester Kamerad" wurde wegen Volksverhetzung eingezogen. Auch der Sampler "Der Angriff beginnt", an dem die Band beteiligt ist, wurde indiziert. Nach Gerüchten aus der Szene hat sich die Gruppe zerstritten, Laszcz investiert seine Kraft in das hauseigene Label "Boundless-Records" und seinen Versand "Wolfszeit", der ehemalige Bassist Maurice Quakernack, der schon seit Jahren in der rechten Szene aktiv ist und in Bad Salzuflen im Tätowierstudio "Excalibur" arbeitet, soll sich der Band "Bloodrevenge" angeschlossen haben.

"Bloodrevenge" kommt aus dem rechten Black-Metal-Bereich. Die Band-Mitglieder verorten sich in der völkisch-heidnischen Szene. Ende 2002 veröffentlichte die Band zusammen mit den Szenegrößen "Bound for Glory" aus den USA die CD "The Hammer will smash the Cross". Als vermeintlich unpolitische Vorfeldband agiert die weitgehend personenidentische Band "Kältetod".

Seit 2002 nichts mehr zu hören ist von der "Blood & Honour"-nahen Band "Reichswehr" aus Minden, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Düsseldorfer Formation. Die Combo aus dem Umfeld des Mindener "Kameradschaftsführer" Dirk Fasold coverte u.a. Lieder der Berliner Kultband "Landser".

Im letzten Jahr fanden wieder mehrere Konzerte im Raum Ostwestfalen statt, Schwerpunkte bildeten dabei Bad Salzuflen und Bünde.

Das Label "Christhunt Productions" aus Leopoldshöhe ist eines der bundesweit wichtigsten Labels für neonazistische Black-Metal-Musik. Betrieben wird es von Marco Martin. Der integrierte Versand bietet neben Platten von Kultbands wie "Absurd" und "Burzum" auch Eigenproduktionen an. Das Sortiment umfasst eine Mischung aus extrem rechten und 'normalen' Black-Metal-Bands. "Christhunt" hat somit eine Scharnierfunktion zwischen extrem rechter und dem Mainstream der Black-Metal-Szene.

Zusammenwirken der regionalen Szene und Ausbick

Unabhängig von den üblichen Streitigkeiten, z.B. zwischen NPD und "Freien Kameradschaften" arbeitet die regionale Szene eng zusammen. Gemeinsame Veranstaltungen, Schulungen und gesellige Treffen sind eher die Regel, als die Ausnahme. Diese Zusammenarbeit reicht bis hin zu regionalen, gemeinsamen Strukturen wie der "Initiative für Wahrheit und Gerechtigkeit", die sich im Rahmen der neonazistischen Aktivitäten gegen die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht 2002 gründete und an deren Aktivitäten sowohl Personen aus dem Spektrum der "Kameradschaften", als auch der NPD teilnahmen. Auch ein Blick auf den von "Freien Kameradschaften" organisierten letztjährigen "Knüppelmarsch", den "3. Blasen- und Schwielenmarsch" im nahen niedersächsischen Barsinghausen, zeigt dieses Zusammenwirken mehr als deutlich. Sieger wurde die NPD Minden mit Unterstützung der "Kameradschaft Weserbergland". Ebenso die Zusammenarbeit von NPD- und "Kameradschafts"-Kadern beim "Zentralversand".

Letztendlich ist in der Praxis das Gemeinsame stärker ausgeprägt, als das Trennende. Ob auf Veranstaltungen in der ostwestfälischen "Heimvolkshochschule Collegium Humanum" in Vlotho oder "auf" dem Haus der extrem rechten Burschenschaft "Normannia Nibelungen", bei Aufmärschen, politischen und/oder kulturellen Veranstaltungen: Man trifft und kennt sich - und arbeitet zusammen.

Die Bedeutung und Stärke der neonazistischen Strukturen in OWL liegt zurzeit nicht in ihrer Stärke und Größe, sondern in dem vorhandenen Potential, welches die gut geschulten und seit Jahren aktiven Kader bilden, sowie dem guten Anschluss an regionale rechte Cliquen. Immer wieder gelingt es, diese in das Netz der "Freien Kameradschaften" zu integrieren. Eine wichtige Rolle bei dieser Eibindung spielt die aus Musik und Freizeitvergnügen bestehende Erlebniswelt, die von den Kadern der Region organisiert wird.


lotta@koma.free.de

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