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Lippische Landes-Zeitung , 25.05.2007 :

SEK-Teams stürmen altes Bundeswehrkrankenhaus / Spektakuläre Polizei-Übung in der Detmolder Innenstadt

Detmold (te). Es knallt, es raucht. Ein Feuerball steigt zum Himmel und wird von den Verwirbelungen der Rotorblätter in geschwungene Flammenzungen verwandelt. Der Helikopter steht fast unbeweglich gut 30 Meter über dem Erdboden, als aus der Seitentür ein Tau herausfällt.

Nacheinander rutschen sechs vermummte Gestalten daran herunter, landen auf dem 20 Meter tiefer gelegenen Dachumlauf, der den ehemaligen Bettentrakt des alten Bundeswehrkrankenhauses in Detmold umsäumt. Sie tragen Maschinenpistolen - allerdings Übungswaffen.

Spezial-Einsatzkräfte der Polizei hatten sich gestern das alte Bundeswehrkrankenhaus in Detmold für eine größere Übung auserkoren. "Ein großes Gebäude mit mehreren Etagen und verschiedenen Treppenaufgängen - das ist mit großem Reiz verbunden", erläutert Jürgen Brennemann. Er ist stellvertretender Leiter der Bielefelder Spezialeinheiten, die die Organisation dieser Übung übernommen haben. Mehrere Gruppen sind daran beteiligt.

Genauer will Brennemann nicht werden - aus taktischen Gründen. Auch über das genaue Szenario der Übung sagt er nicht viel. "Es geht um das Eindringen und die Durchsuchung eines Gebäudes." Das sei auf viele Einsatzlagen für die SEK-Beamten anzuwenden - vom Banküberfall mit Geiselnahme über Terrorismusabwehr bis hin zu Einsätzen in der Hausbesetzer-Szene. "Alles mögliche ist auf diese Situation zu übertragen."

Gegenspieler im Gebäude

Der Hubschrauber röhrt wieder heran. Eine neue Mannschaft wird auf dem Dach abgesetzt, diesmal an anderer Stelle. Wieder rutschen die Männer an einem Tau herunter - ohne zusätzliche Sicherung, nur gehalten von ihrer eigenen Kraft. Bis zu acht Polizisten kann der Hubschrauber transportieren. Zwei dieser Maschinen stehen den Spezial-Einheiten der nordrhein-westfälischen Polizei zur Verfügung.

Letztere sind an sechs Standorten im Land verteilt. Etwa drei Mal im Jahr veranstalten SEK-Kräfte Übungen in dieser Größenordnung, berichtet Brennemann. Dabei werde der gesamte Einsatz durchgespielt. Will heißen: Die Beamten treffen im Inneren des Hauses nicht nur auf leere Räume, sondern auch auf Gegenspieler und möglicherweise auf Geiseln. In der Tat war im Vorfeld zu beobachten, wie sich eine größere Gruppe zivil gekleideter Männer und Frauen in das Haus begab. "Natürlich wird auch geschossen", sagt der stellvertretende SEK-Chef noch. Aber natürlich nur mit Platzpatronen.

Vor dem Tor zum Gelände haben sich mittlerweile einige Schaulustige eingefunden, die die der Hubschrauberlärm angelockt hat. Einen etwas besseren Blick auf die Dinge haben Andreas Schramm und einige seiner Kollegen aus dem Stab der Kreispolizeibehörde. Die lippische Polizei hat Hilfe bei der Vorbereitung der Übung geleistet, beispielsweise bei der Auswahl des Geländes.

Im realen Fall müssen beide Seiten sehr eng, schnell und professionell zusammen arbeiten, auch deshalb ist Schramm an einem guten Kontakt zu den Spezialisten gelegen. Und außerdem sehen auch Polizisten so etwas nicht alle Tage.

Bildunterschrift: Abseilen vom Hubschrauber: "Fast Roping" nennen die SEK-Beamten diese Technik. Gut 25 Meter lang war das Seil, an dem sich die Spezialkräfte auf das Bundeswehrkrankenhaus herab ließen, um das Gebäude der Übung halber über das Dach zu stürmen.


Detmold@lz-online.de

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