Der Patriot - Lippstädter Zeitung ,
17.02.2004 :
Überfall auf US-Schüler bleibt vorerst ungesühnt / Kripo: Ermittlungen gegen eine Handvoll Beschuldigte eingestellt / "Tatverdacht nicht konkretisiert" / Staatsschutz gewann lediglich Einblick in rechtsextreme Strukturen
Rüthen. Der brutale Überfall auf den US-amerikanischen Austauschschüler im November vergangenen Jahres bleibt vorerst ungesühnt. "Das Verfahren wird als ungeklärt an die Staatanwaltschaft abgegeben", sagte Warsteins Kripo-Chef Rainer Teitz gestern am Rande der Pressekonferenz zur Kriminalitätsstatistik 2003.
Der aus dem Bundesstaat Colorado stammende Austauschschüler des Friedrich-Spee-Gymnasiums war am 24. November 2003 am Eingang zum jüdischen Friedhof von Unbekannten überfallen, brutal zusammengeschlagen und mit einem Meeser bedroht worden. Die mit Sturmhauben maskierten Täter hatten ihm in radebrechendem Englisch "We don't need you fucking american here" zugerufen.
Der feige fremdenfeindliche Überfall führte zu einer lebhaften Diskussion in der Bergstadt - und zu einem eindeutigen Solidaritätsbeweis gegenüber dem Opfer. An einer Protestkundgebung Anfang Dezember auf dem Marktplatz beteiligten sich über 1000 Schüler, Eltern und Lehrer. Der 18-Jährige besucht weiterhin das Gymnasium, wohnt aber seit dem Vorfall in einer Familie außerhalb Rüthens.
Aufgrund des offensichtlich rechtsextremen Hintergrunds der Tat hatte der Staatsschutz Dortmund die Ermittlungen übernommen. Die führten zwar dazu, dass die Staatsschützer einen Einblick in die rechtsradikale "Szene" der Bergstadt bzw. deren Strukturen erhielten. Die Täter wurden hingegen nicht ermittelt.
Zunächst geriet eine Handvoll Tatverdächtiger in den Fokus der Dortmunder Ermittler. Doch ohne greifbares Ergebnis: "Der Tatverdacht gegen diese fünf, sechs Beschuldigten hat sich nicht konkretisiert", wie Wilfried Hesse, der Leiter der Führungsstelle der Polizeiinspektion Lippstadt, gestern gegenüber unserer Zeitung sagte.
Allerdings habe sich das "Erscheinungsbild" der tatverdächtigen Personen gewandelt. "Sie haben ihre Bomberjacken abgelegt und sich die Haare wachsen lassen", so Hesse, der Anfang der 90er Jahre selbst als Staatsschützer gearbeitet hat. Unklar sei allerdings, ob dies nur "Tarnung" sei oder sich tatsächlich ein Gesinnungswandel dahinter verberge.
Die Staatsanwaltschaft wird, wie der Leiter der Führungsstelle gegenüber unserer Zeitung sagte, das Verfahren einstellen. Was aber nicht heiße, dass die Akten gänzlich zugeklappt werden. "Sollten sich neue Hinweise ergeben, dann werden die Ermittlungen wieder aufgenommen." Die Verjährungsfrist bei diesem Vorfall beträgt nach seinen Angaben fünf Jahre.
In einem anderen Aufsehen erregenden Fall kommt es hingegen demnächst zum Prozess. Im April wird sich, wie Kripo-Chef Rainer Teitz sagte, der Oestereidener vor dem Landgericht Arnsberg verantworten, der am 11. August vergangenen Jahres seine 69-jährige Ehefrau erwürgt hatte.
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