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Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt , 30.04.2007 :

"Ihr könnt nach Hause geh'n ... " / Protest mit Musik, Reden und Gebet

Von Andrea Pistorius

Auf eindrucksvolle Weise haben die Paderborner, ganz gleich welcher Weltanschauung, am Samstag gezeigt, dass sie in ihrer Stadt und anderswo friedlich leben wollen, dass sie demokratische Grundprinzipien achten und diese auch zu verteidigen bereit sind. Der Aufruf des "Bündnisses für Toleranz und Demokratie", dem sich 65 Gruppen quer durch die Paderborner Gesellschaft angeschlossen hatten, gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen zu protestieren, fand bei Tausenden Gehör.

Gut 500 Menschen versammelten sich um 14 Uhr auf dem Marienplatz zum "Friedensgebet", um sich ihrer Verbundenheit im Widerstand gegen Unruhestifter zu vergewissern und um himmlischen Beistand für diesen Protesttag zu bitten. Geistliche und Vertreter von Laienorganisationen aus katholischen, evangelischen und muslimischen Gemeinden erinnerten in Ansprachen an das göttliche Friedensgebot und schlossen in ihren Fürbitten auch die Fehlgeleiteten ein, damit sie auf den Weg der Demokratie zurückfinden mögen.

Die "Friedensgebet"-Teilnehmer gingen nach musikalischem Abschluss dieses Protest-Auftaktes in Richtung Bahnhofstraße, wo vor dem Gewerkschaftshaus bereits weitere Demonstranten eingetroffen waren. Sie hörten im Wechsel kurze Ansprachen und Musik und empfingen die Rechtsextremen, als sie vor dem Bahnhof aufmarschierten, mit einem schrillen Pfeifkonzert, hundertfach gezogenen "Roten Karten" und dem ebenfalls dem Sport entlehnten Rausschmeißer "Ihr könnt nach Hause geh'n ... "

"Nie wieder Nazis auf deutschem Boden", forderte die DGB-Vorsitzende Astrid Bartols, und Ute Berg (SPD-Bundestagsabgeordnete) plädierte für "ein Klima des Hinguckens und der Solidarität", um politischen Extremismus schon im Keim zu ersticken. Der Sozialwissenschaftler Arno Klönne mahnte zur Achtsamkeit, ganz gleich ob sich rechtsgerichtete Gesinnung offen oder verdeckt zeige.

Und Josef Hackfort (SPD-Bürgermeister) traf die Stimmung auf den Kopf, als er sagte: "Wir Paderborner sind tolerant, aber nicht duckmäuserisch; wir sind gewaltfrei, aber nicht wehrlos; wir sind friedlich, aber nicht naiv."


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