Der Patriot - Lippstädter Zeitung ,
11.04.2007 :
Soldaten sind noch nicht "angekommen" / Tagesgeschäft für das ehemalige Transportbataillon 801 besteht in Delmenhorst überwiegend aus Mängelverwaltung
Lippstadt. Vor zahlreichen Zuhörern, darunter viele Reservisten der Bundeswehr, referierte auf Einladung der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik - Sektion Lippstadt und der Reservistenkameradschaft Lippstadt der Kommandeur des Transportbatallion 165 Fregatten-Kapitän Matthias Altmeier in der Gaststätte Schützenhof in Lipperbruch.
Altmeier berichtete über die Probleme eines Bataillonskommandeurs in der Streitkräftebasis. Die Soldaten des ehemaligen Transport-Bataillon 801 aus Lippstadt seien zwar in Delmenhorst angekommen, aber noch nicht bei der Stadt und den Bürgern. Obwohl personell gut aufgestellt, bestehe das Tagesgeschäft aus Mängelverwaltung. Es fehle an Fahrzeugen, es fehle an Waffen, es fehle an würdigen Unterkünften. Beispiele: Schwerlasttransporter, Soll: 54. Ist: Null. Nicht jedem Soldaten stehe eine Waffe zur Verfügung, die Kasernenpflichtigen Unteroffiziere hätten, um ihre veralteten Unterkünfte bewohnbar zu machen, mit selbstgekaufter Farbe ihre Zimmer gestrichen. Der Kommandeur zeigte Aufnahmen von Dusch- und Waschräumen, die ein Lippstädter Stabsfeldwebel gemacht hatte und bemerkte dazu, es bestehe keine Aussicht auf Renovierung. Nicht nur dieses Bataillon, sondern die gesamte Bundeswehr sei hoffnungslos unterfinanziert. Vorhandenes Geld werde für die Auslandseinsätze benötigt und selbst dort werde zurzeit an der Verpflegung gespart. (Soldaten in Afghanistan hätten sich beklagt). Kurzfristig müssten Soldaten für das Wohnen in Zelten und Wohncontainern "Wohngeld" bezahlen.
Um unter diesen Umständen den Ausbildungsstand und die Einsatzbereitschaft des Bataillons hoch zu halten, bedürfe es äußerst kreativer Führungskräfte, motivierter und williger Soldaten sowie viel Zeit über den allgemeinen Dienstplan hinaus. Fazit: Ohne eine gehörige Portion Selbstironie sei die "Einsicht in die Notwendigkeit" kaum zu schaffen.
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