Die Glocke ,
10.02.2004 :
Flüchtlingswunsch: Lebensunterhalt selbst verdienen
Rheda-Wiedenbrück (mac). Eine kurdische Tanzgruppe aus Rheda-Wiedenbrück, eine Tänzerin aus Nepal, eine deutsche Bauchtanzgruppe, georgische Mädchen und Tänzer aus Angola - sie alle haben zur Völkerverständigung beigetragen: Beim Neujahrsempfang der Flüchtlingsberatung der Diakonie in der "Alten Emstorschule" Rheda zeigten sie Darbietungen aus ihren Heimatländern und vermittelten den Zuschauern auf diese Weise ein Stück ihrer Kultur.
Insgesamt leben zurzeit 200 Flüchtlinge in der Doppelstadt an der Ems. Die meisten von ihnen seien jesidische Kurden aus Georgien, die unter Schewardnaze verfolgt und zur Flucht gezwungen wurden, berichtete Flüchtlingsberaterin Marita Sieben. Andere Flüchtlinge kämen aus Krisengebieten wie dem Irak, Afghanistan oder Iran. Die größte Hürde, die neu angekommene Flüchtlinge in Deutschland zu nehmen hätten, sei die Sprache, sagte Sieben. Die Mitarbeiter der Flüchtlingsberatung stehen ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite: So gibt etwa eine der ehrenamtlichen Helferinnen Deutschkurse, um Sprachschwierigkeiten überwinden zu helfen.
Vielen Flüchtlingen drohe oft nach zehn Jahren in Deutschland die Abschiebung in ihre Heimatländer, so Sieben. Dort erwarte sie häufig eine ungewisse Zukunft. Sieben wünscht sich darum ein Bleiberecht für solche Flüchtlinge, die selbst ihr Auskommen erarbeiten können. "Viele Flüchtlinge möchten nicht von der Sozialhilfe leben, sondern selbst ihren Lebensunterhalt verdienen", ist sich die Beraterin sicher. Auch für die Kinder sei eine Abschiebung problematisch: Sie hätten in Deutschland einen mitunter schwierigen Integrationsprozess durchmachen müssen. Wenn sie sich gerade eingelebt hätten, müssten sie zurückkehren in ihre Heimat. Dort aber seien sie mittlerweile auch fremd.
Nach Siebens Angaben ist zurzeit keiner der in Rheda-Wiedenbrück lebenden Flüchtlinge von Abschiebung bedroht.
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