Die Glocke ,
06.02.2004 :
Zwangsarbeiter-Ausstellung jetzt in Albersloh / "Arbeit und Angst ums eigene Leben"
Albersloh (ulf). Die Wanderausstellung "Zwangsweise eingesetzt. Schicksale ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Sendenhorst und Albersloh 1939 bis 1945" ist umgezogen. Bereits knapp 400 Besucher haben die zahlreichen Tafeln und Ausstellungstücke im Sendenhorster Haus Siekmann besichtigt. Jetzt ist die Ausstellung im Albersloher Feuerwehr-Gerätehaus zu sehen.
Ortsvorsteher Ludger Breul eröffnete die Ausstellung am Mittwochabend und konnte sich schon am ersten Tag über ein "nicht erwartetes, großes Interesse" freuen, da der Saal mit über 30 Besuchern überfüllt war. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Vortrag von Gaby Flemnitz. Die Historikerin aus Münster ging detailliert auf die Lebenssituation der Zwangsarbeiter im Kreis Warendorf und speziell in Sendenhorst und Albersloh ein: Hier sei der überwiegende Teil in der Landwirtschaft eingesetzt gewesen, was deutlich bessere Lebensbedingungen als in der Schwer- und Rüstungsindustrie der Großstädte zur Folge gehabt hätte. Dennoch seien besonders die so genannten Ostarbeiter aus Polen oder der Sowjetunion, die in der nationalsozialistischen Rassenideologie auf der untersten Stufe standen, schweren Repressalien ausgesetzt gewesen. Auch auf dem Land seien Hunger und mangelhafte Bekleidung an der Tagesordnung gewesen, was zu einem oftmals desolatem Gesundheitszustand geführt habe.
"Wir müssen von mindestens elf verstorbenen Zwangsarbeitern in Sendenhorst und zweien in Albersloh ausgehen", berichtete Flemnitz. Die Zahl könne gut und gerne auch höher sein, weitere Forschungen seien jedoch bislang ergebnislos verlaufen. Insgesamt vermittelte die Historikerin ein anschauliches Bild der miserablen Lebensbedingungen und schloss passend mit einem Zitat eines ehemaligen Zwangsarbeiters: "Meine Kindheit bestand aus Arbeit und Angst um das eigene Leben".
Die Ausstellung ist immer dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr, samstags von 15 bis 19 Uhr und sonntags sowohl von 11 bis 13, als auch von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Daneben werden individuelle Führungen mit Gaby Flemnitz angeboten. Diese können bei Martina Bäcker vom Kulturamt der Stadt Sendenhorst, unter Tel. 02526/303-112 vereinbart werden.
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