Blickpunkt Detmold ,
22.01.1981 :
Demonstration verlief ohne Zwischenfälle
Detmold. Ihren Unmut über die Räumung des Klingenberg-Gebäudes am 12. Januar und den fortschreitenden Abbruch machten mehrere hundert Demonstranten deutlich, die sich am Samstagmittag zu einem - genehmigten - Demonstrationszug an der Ameide versammelten. Dieser Zug wurde auf seinem Weg (Bruchberg, Bruchstraße, Markt, Schülerstraße, Leopoldstraße, Wodeldemarstraße, Rosental, Ameide) - wie mit den Verantwortlichen abgesprochen - von etwa 20 Polizeibeamten begleitet und verlief, wie Oberkreisdirektor Hilmar Lotz und Einsatzleiter I. Polizeihauptkommissar Bodo Harsch-Wendt erklärte, ohne besondere Zwischenfälle.
Dass es im Verlauf der weiteren - nicht angemeldeten und nicht genehmigten - Demonstrationen jedoch zu keiner Konfrontation zwischen Demonstranten und Polizeibeamten, die jetzt allerdings vermehrt in Erscheinung traten, gekommen ist, führte der OKD ausschließlich auf das besonnene Verhalten der Beamten zurück, die sich auch durch noch so wütenden Beschimpfungen - die teilweise das erträgliche Maß überstiegen - nicht aus der Ruhe bringen ließen.
OKD und Einsatzleiter stellten deutlich heraus, dass sich die Verantwortlichen der genehmigten Demonstration durchaus und korrekt an die Abmachungen gehalten und auch mehrfach Teile der Demonstranten zur Ruhe ermahnt hätten.
Der sich nun formierende Zug, etwa 200 bis 250 Teilnehmer, wandte sich zuerst zur Kreuzung an der Hauptpost und marschierte dann über den Marktplatz zur Klingenberg-Fabrik, wo einige der jungen Leute Steine einsteckten. Hier habe sicherlich - so der OKD - die starke Präsenz der Polizei abschreckend gewirkt und Auseinandersetzungen verhindert.
Auf dem Rückweg über den Marktplatz versuchten einige der Demonstranten, die mitgeführten Steine am Rathaus "zweckentsprechend" zu verwenden, woran sie durch Polizeibeamte gehindert wurden. Hierbei lautwerdenden Beschwerden , die Polizisten hätten geschlagen und getreten, ging Einsatzleiter Harsch-Wendt sofort auf den Grund. Aber selbst auf wiederholte Fragen meldeten sich keine "verletzten" Demonstrationsteilnehmer.
Was dem unbeteiligten Beobachter, der den Zug teilweise begleitete, auffiel, waren die vielfach zu hörenden Bemerkungen der Passanten, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und kein Verständnis für diese Art der Artikulierung von Wünschen erkennen ließen.
Man müsse, so stellte der OKD fest, differenzieren zwischen dem Anliegen der Jugendlichen bezüglich eines Kommunikations- und Kulturzentrums und der rechtswidrigen Inbesitznahme fremden Eigentums. Der OKD: "Es stimmt jedoch bedenklich, wenn selbst Lehrer nicht bereit sind, zwischen diesen beiden Komplexen zu unterscheiden."
Abschließend machte Oberkreisdirektor Lotz mit aller Deutlichkeit klar, dass bei jeder weiteren Hausbesetzung die Räumung innerhalb von Stunden erfolgen würde.
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