Schaumburger Zeitung ,
13.12.2005 :
Vier Neonazis beim Plakatieren erwischt / Hannoverscher Staatsschutz übernimmt das Verfahren
Vier Neonazis im Alter zwischen 21 und 24 Jahren – darunter mindestens zwei Schaumburger – sind Mittwochabend von der Polizei in Steinhude in ihrem Auto gestoppt und kontrolliert worden. Zuvor wurden sie in Hagenburg beim Anbringen von Plakaten an eine Telefonzelle und an eine Bushaltestelle beobachtet.
Hagenburg/Steinhude. "Alle Jahre wieder kommt dies aus Teilen der rechten Szenen vor", kommentierte Ullrich Baum, zuständig für den Staatsschutz bei der Polizeiinspektion Nienburg, die Plakataktion. "Die Thematik ist uns bekannt." Die von der Stadthäger Polizei in Hagenburg sichergestellten Plakate haben den gestrigen Todestag des Nazi-Märtyers Horst Wessel zum Inhalt. Auch aus Rehren a.O. sind der Polizei derartige Aushänge gemeldet worden.
Nach Angaben der Beamten hatte gegen 20 Uhr in Hagenburg Höhe Birkenfeld ein dunkler Kleinwagen mit eingeschalteter Warnblinkanlage auf der Bundesstraße 441 gestanden. Zwei Personen machten sich an einer Telefonzelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu schaffen. Kurze Zeit später wiederholte sich das Spiel an der Bushaltestelle in Höhe des Cord-Bothe-Platzes. Der Wagen mit "rotem Kennzeichen" aus Rügen und den vier Insassen verschwand anschließend in Richtung Wunstorf. Die Wunstorfer Beamten waren durch einen Anruf ihrer Schaumburger Kollegen bereits vorgewarnt. Etwa anderthalb Stunden später stoppten sie den Wagen in Steinhude zu einer Kontrolle.
Das eingeleitete Verfahren hat der Staatsschutz bei der Polizeidirektion Hannover übernommen. Noch könne nicht gesagt werden, ob die vier Männer der Polizei bereits bekannt seien, sagte der Sprecher Lars Beringer, der für heute weitere Erkenntnisse erwartet. Auf die vier Neonazis könnte nicht nur ein Verfahren wegen "unerlaubten Plakatierens" zukommen. "Auch der Inhalt wird auf strafrechtliche Relevanz geprüft", unterstrich Beringer.
Auf dem Plakat wird eine der größten Legenden der Nationalsozialisten, der Nazi-Märtyrer Horst Wessel, sei "durch rote Hand ermordet" worden, wiederholt. Außerdem wird Werbung für eine Internet-Seite für eine "informelle Netzstruktur für Widerstand in Norddeutschland" gemacht.
Den Hagenburgern blieb indes der Anblick der Plakate erspart – unmittelbar nach dem Aufhängen sind sie von Stadthäger Polizisten wieder entfernt worden. "Der Kleber war noch frisch", hieß es dazu.
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