Schaumburger Zeitung ,
04.02.2004 :
Opfer und Täter zugleich: Über das Schicksal von Kindersoldaten / Morgen Informationsabend in der Volkshochschule / Klaus Suchland berichtet
Bückeburg. "Du lernst schnell, dass Deine Waffe Dein Leben ist. Sie ist Deine Mutter. Sie passt auf Dich auf – Tag und Nacht." Diese bittere Aussage eines 13-jährigen Mädchens aus Uganda weist auf das Phänomen der Kindersoldaten hin, eine Entwicklung, die in der Weltöffentlichkeit weitgehend durch andere spektakuläre Ereignisse überlagert wird. Einen Informationsabend über das Elend der Kindersoldaten veranstaltet die VHS Schaumburg am morgigen Donnerstag, 5. Februar, um 19 Uhr in der Volkshochschule im Schloss.
Referent ist Klaus Suchland. Er will auf das Schicksal dieser Kinder aufmerksam machen sowie Ursachen und Wege zur Hilfe aufzeigen.
Nach unterschiedlichen Angaben ziviler Menschenrechtsorganisationen leisten ungefähr 500 000 Kindersoldaten in 85 Ländern in Regierungs- und Rebellenarmeen Dienst mit der Waffe. Sie sind Täter und Opfer zugleich und aus den unterschiedlichsten Gründen Soldat geworden. Häufig sind sie nach der Vernichtung ihrer Dörfer und Familien mitgenommen und zum Waffendienst gezwungen worden, häufig melden sie sich auch aus Verzweiflung und Zukunftsangst zur Armee als einzige Alternative zum Hungertod.
Da Kindersoldaten verletzlicher und leichter einzuschüchtern sind, gelten sie als willige Soldaten, die leicht indoktrinierbar, billig und extrem gewaltbereit sind. In der Regel werden sie so brutal behandelt, dass es ihnen anschließend leicht fällt, ebenfalls grausam zu sein. Dabei werden sie nicht nur in Entwicklungsländern eingesetzt, obwohl zweifellos hier der Schwerpunkt liegt, sondern zum Beispiel auch von islamistischen Fanatikern zur Minensuche, zu Selbstmord-Attentaten oder in Südostasien von den tamilischen "Befreiungstigern" auch zu Spionagediensten und zu Attentaten.
Insgesamt kommen Kindersoldaten durch ihre mangelnde Erfahrung häufiger um als die erwachsenen Soldaten und leiden nach Beendigung des Konfliktes auch stärker unter psychischen und physischen Verletzungen. Die Wiedereingliederung der missbrauchten und total ausgebrannten Kinder mit schweren Kriegstraumata in eine normale Gemeinschaft mit sozialen Bindungen ist eine der größten Herausforderungen dieser Zeit. Sie ist durch Zusatzabkommen zur Kinderrechtskonvention der UN formal gesichert, aber ihre Umsetzung ist die buchstäbliche Sisyphus-Arbeit. Unter anderem stellt sich das Weltkinderhilfswerk Unicef dieser Herausforderung.
Oberst a. D. Klaus Suchland wird sich an diesem Abend mit dem Themenkreis beschäftigen. Der Eintritt ist kostenfrei, um eine Spende für Unicef wird gebeten.
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