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Verden/Rotenburger Lehrer- und Schülerinitiative gegen rechte Gewalt , 08.08.2004 :

Informationen zu Aktivitäten und Übergriffen von Neonazis in den Landkreisen Verden und Rotenburg/Wümme

Wir sind ein Kreis von Schülern und Eltern und möchten nicht mehr tatenlos zusehen wie eine gewalttätige Gruppe von Ewiggestrigen unsere Landkreise terrorisiert und versucht das politische Klima mit ihren rechten Rattenfängerparolen zu vergiften.

Wir haben diesen Text an Zeitungen, Magazine und Internetseiten/Foren aus Niedersachsen versandt, in der Hoffnung dadurch eine breitere Öffentlichkeit auf dieses gesellschaftliche Problem hinzuweisen. Wir haben ihn auch im Acrobat PDF- Format veröffentlicht, so dass er gut ausgedruckt, fotokopiert und weiter verteilt werden kann. Die PDF-Datei ist leider knapp 6 MB groß, da dort sehr viele Fotos abgebildet sind.

Um einen Eindruck des Ausmaßes der Nazi-Aktivitäten in der Region Achim/Verden/Rotenburg zu bekommen, sollen einige Vorfälle der letzten Monate näher beschrieben werden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es sich hierbei nur um einen Bruchteil der Propagandaaktionen und Übergriffe handelt. Auf alle Vorfälle detailliert einzugehen würde den Rahmen dieses Textes sprengen, außerdem sind mit absoluter Sicherheit nicht alle rechtsextremen Aktivitäten und Übergriffe der letzten Zeit überhaupt bekannt.

Im Rahmen der offiziellen Gedenkveranstaltung der Stadt Achim zum "Volkstrauertag" am 16. November 2003 legten 15 Nazis der regionalen NPD-Strukturen in Achim einen Kranz nieder. Die Aufschrift der Schleife lautete "Wir gedenken unseren gefallenen Helden von Wehrmacht und Waffen SS. NPD Verden Rotenburg".

In der Nacht auf den 6. Dezember 2003 schändeten Nazis den jüdischen Friedhof der Stadt Achim. Sie besprühten mehrere Grabsteine mit Hakenkreuzen, SS-Runen und der Parole "Sieg Heil".

Seit Herbst 2003 ist der Schwerpunkt der NPD/JN im Raum Rotenburg/Verden eine so genannte "Schuloffensive". Unter dem Motto "Den Nationalismus in die Schulen tragen" suchen Neonazis morgens Schulen im Landkreis auf und verteilen Propaganda an Jugendliche. So zum Beispiel eine von ihnen herausgegebene "Schülerzeitung" namens "Rebell", die offene Bezüge zum Nationalsozialismus enthält. Im Rahmen dieser Verteilaktionen kam es mehrfach zu Beleidigungen und Übergriffen. Regionale Zeitungen sowie das Radio Bremen-Fernsehmagazin "Buten und Binnen" berichteten mehrfach.

Desweiteren kommt es zu dutzenden Propaganda-Aktionen der regionalen NPD/JN-Struktur. Zum einen werden massenweise Plakate und Aufkleber verklebt, zum anderen finden fast wöchentlich Infostände statt (in deren Rahmen schon Morddrohungen gegen Nazigegner ausgesprochen wurden).

Am 13. März führte die regionale NPD eine Kundgebung in Rotenburg durch. Beim Abzug der Rechtsextremen schlug der Neonazi Arwid Strelow (siehe unten) einem Jugendlichen mit voller Wucht eine Holzlatte ins Gesicht. Der Verletzte musste in einer Spezialklinik behandelt werden und trug für mehrere Monate eine Metallplatte im Gesicht. Den Ärzten zufolge hätte er um ein Haar sein Augenlicht verloren. Die NPD Verden/Rotenburg verhönte das Opfer daraufhin auf ihrer Internetseite.

Allgemein sind mehrere Fälle von Einschüchterungen, Bedrohungen und Körperverletzungen bekannt, die von Mitgliedern der regionalen NPD/JN begangen wurden. Ein Schüler wurde von vermummten Nazis mit dem Auto verfolgt, bedroht (er sollte sich im Ort nie wieder blicken lassen) und zusammengeschlagen. In den letzten Monaten kam es mehrfach zu körperlichen Übergriffen dieser Art, bei den vermummten Schlägern handelt es sich unter anderem um den "JN-Stützpunktleiter Rotenburg/Verden" Sascha Schüler sowie Matthias Schulz (siehe Foto weiter unten).

In der Innenstadt von Verden sind zudem mehrere Hetzjagden von Neonazis auf Jugendliche bekannt geworden. In einem anderen Fall wurde Jugendlichen gedroht, man werde sie umbringen, wenn sie sich am 20. April (Hitlers Geburtstag) in Verden blicken lassen.

Einen Tag später, am 21. April, versuchten über 20 mit Schlagstöcken, Tränengas und Sturmhauben bewaffnete Nazis eine Veranstaltung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zu stürmen, in deren Rahmen LehrerInnen sich über rechtsextreme Aktivitäten in der Region informieren wollen (Stichwort "Schuloffensive" der NPD). Die Polizei nahm 22 Nazis fest. Der Vorfall erregte bundesweit Aufsehen.

Die treibenden Kräfte der rechtradikalen Aktivitäten sind durchaus keine kleinen desorientierten Jugendlichen mehr, sondern langjährige Neonazis mit zum Teil erheblicher krimineller Energie.

So zum Beispiel:

Robert Warnecke

Er ist bereits mehrfach vorbestraft, unter anderem weil er einen Jungen bewusstlos schlug oder wegen Volksverhetzung, wofür er schon zun hohen Geldstrafen verurteilt wurde. Er schart immer wieder Jugendliche um sich, um sie an die Neonaziszene heranzuführen. Auf seinem ehemaligen Anwesen in Kirchseelte organisierte er Schulungen und Konzerte mit mehreren hundert Teilnehmern.

Florian Cordes

ist seit Jahren für die "Nationaldemokratische Partei Deutschlands" (NPD) und deren Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN) in führenden Funktionen tätig. Er ist Organisator vieler Parteiaktivitäten wie Fahrten zu Aufmärschen und Veranstaltungen.

Sascha Schüler

ist als "Stützpunktleiter" verantwortlich für die Umtriebe der JN, wie zum Beispiel die so genannte "Schuloffensive" in den Landkreisen Verden und Rotenburg. Er hat mehrmals ihm missliebige Jugendliche auf offener Strasse verprügelt.

Sven Wellhausen

Er betreibt die Homepage der NPD Verden/Rotenburg, auf der neben Drohungen auch volksverhetzende Inhalte abrufbar sind. Ausschnitte aus den Texten:

"Wir werden dafür sorgen, dass Achim zu einer Hochburg der Nationalen Opposition ausgebaut wird."

"Denn Deutschland wird leben, wenn jeder von uns seine Pflicht tut!"

"Irgendwann wird es gar keine Ausländer mehr geben, sondern nur noch viele bunte Deutsche, die den Namen Deutsche nicht mehr verdienen."

" ... Bei diesem Gesindel kann es aber nur eine Antwort geben ... "

Jan Hus

Dass Beleidigungen und Bedrohungen nicht nur Sache der jungen NPD-Mitglieder sind, zeigt das Beispiel Jan Hus, der rüstige Rentner nimmt an vielen Aktivitäten der jungen Neonazis teil. Zudem schult er den Nachwuchs mit einschlägiger Lektüre.
Eine weitere "Spezialität" von ihm sind Drohbriefe an lokale Politiker und Initiativen gegen Rassismus. So drohte er einem Internetportal vor einigen Monaten "Wenn der Bürgerkrieg kommt, und er kommt mit Sicherheit, so habe ich die Befürchtung, daß Ihr alle "beygerodet" werdet. Aber Ihr könnt ja noch rechtzeitig auf die rechte Seite überwechseln, wenn Ihr Euren Kopf retten wollt."

Arwid Strelow

aus Stadthagen bei Hannover ist in der letzten Zeit bei fast jeder rechtsextremen Aktion in Norddeutschland zu finden. Dass er ein extrem gewalttätiger Neonazi ist zeigt sich zum Beispiel am 13. März 2004, wo er einem Jugendlichen am Rande einer NPD-Kundgebung in Rotenburg eine cirka 1 Meter lange Holzlatte aus kurzer Entfernung mit voller Wucht ins Gesicht schlägt. Zufällig aufgenommene Amateur-Aufnahmen zeigen die Aktion, über die Tat wird in überregionalen Medien berichtet.

Wir wünschen uns, dass mehr Leute die Bedrohung erkennen, die von diesen Personen und ihrem Umfeld ausgeht und sich bewusst werden, dass jetzt der Zeitpunkt ist etwas gegen die Nazi-Umtriebe in unserer Region zu unternehmen.

Mit diesen Informationen über die regionalen Drahtzieher möchten wir einen ersten kleinen Schritt in die richtige Richtung tun.

Die PDF-Datei erhält neben einigen Fotos eine Bild-Dokumentation der schweren Körperverletzung durch Arwid Strelow:

http://media.de.indymedia.org/media/2004/08/88936.pdf


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