Lippische Landes-Zeitung ,
03.02.2004 :
Smyrek am Wochenende in Detmold / Konvertit jetzt in Berlin
Detmold (der). Der beim Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hisbollah freigelassene Stephan Smyrek (32) hat sich nach Informationen des Landeskriminalamtes in Düsseldorf am vergangenen Wochenende in Detmold aufgehalten. Der Vater sowie zwei Schwestern von Smyrek, der in Detmold aufwuchs und 1999 als Islam-Konvertit in Tel Aviv wegen Hilfe zur Vorbereitung eines Sprengstoffanschlages zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, sollen noch im Kreis Lippe leben.
Über die weiteren Ziele des ehemaligen Detmolders gibt es derzeit nur unklare Angaben. So berichtet "Der Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe, dass Smyrek zunächst in die Heimat zurückwollte, um dann doch den Libanon als Wunschziel anzugeben. Ebenfalls wird berichtet, dass LKA-Beamte den 32-Jährigen am Donnerstag in seine Geburtsstadt gefahren hätten.
Dort hat er laut Frank Scheulen, Pressesprecher beim LKA in Düsseldorf, das Wochenende verbracht. Gestern hat sich Smyrek nach Aussage Scheulens jedoch nicht mehr in der lippischen Stadt befunden - "er nimmt jetzt einen Termin in Berlin wahr". Gerüchte, der Möchtegern-Terrorist sei untergetaucht, wies Scheulen zurück: "Seit dem 11. September 2001 befinden sich derartige Personen im Fokus der Sicherheitsbehörden." Aus polizeitaktischen Gründen seien jedoch keine weiteren Angaben möglich.
Die zentralen sicherheitspolitischen Ereignisse kreieren seit einer Woche einen Nebenschauplatz bei der Detmolder Familie Smyrek, die das enorme Medieninteresse an dem ausgetauschten Deutschen direkt zu spüren bekommt. "Mein Mann ist nur um x Ecken mit ihm verwandt, und wir hatten nie etwas mit ihm zu tun - trotzdem steht das Telefon nicht mehr still", berichtet Heide Smyrek. Aufgrund der Namensgleichheit bombardiere die bundesdeutsche Presse sie mit Anfragen. "Sogar das Schweizer Fernsehen hat sich bereits gemeldet. So kann das nicht weitergehen", sagt die gehbehinderte 59-Jährige, die ergänzt, dass ihre Sohn Jörg, der ebenfalls in Detmold wohne, ebenfalls "traktiert" werde. "Immer dann, wenn irgendetwas mit diesem Mann passiert. 1997 war es auch so schlimm", erzählt Heide Smyrek. In jenem Jahr wurde Stephan Smyrek in Tel Aviv verhaftet, zwei Jahre später verurteilt.
Detmold@lz-online.de
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