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Lippische Landes-Zeitung , 03.02.2004 :

Die Helfer von draußen / 20 Jahre Blomberger ai-Gruppe

Blomberg. "Wir haben damals im Gefängnis alle den Begriff 'amnesty international' gekannt. Es gab Gerüchte, dass sich draußen etwas für uns tat, es gab geschmuggelte Briefe und geklopfte Nachrichten von Zelle zu Zelle." Dies schrieb ein ehemaliger politischer Gefangener an amnesty international (ai). Damit wird das Anliegen der Organisation deutlich: das Eintreten für die Menschenrechte. Die Blomberger ai-Gruppe besteht nun seit 20 Jahren.

"Bis auf den heutigen Tag werden in nahezu allen Teilen der Welt Menschen verfolgt, eingesperrt, gefoltert und ermordet, nur weil sie die Rechte wahrgenommen haben, die ihnen die internationale Gemeinschaft als absolut und unveräußerlich zuerkannt hat: die Menschenrechte", teilt die Gruppe mit.

Weltweit gibt es 6000 ai-Gruppen, die für die Freilassung von politischen Gefangenen und gegen Folter und Todesstrafe eintreten. Die ai-Gruppe Blomberg ist eine von ihnen. Die Mitglieder arbeiten eng mit der Detmolder Gruppe zusammen und setzen die von der Londoner Zentrale kommenden Informationen über Einzelschicksale und so genannte Länder- und Themenkampagnen in öffentliche Aktionen vor Ort um. Aber was tut diese relativ kleine Ortsgruppe nun seit 20 Jahren ganz genau?

Regelmäßig setzt sie sich in Briefen für die monatlich in der ai-Zeitung vorgestellten Gefangenen ein, indem Könige, Exzellenzen und Generäle um Freilassung und bessere Haftbedingungen gebeten werden. Eilaktionen werden initiiert, wenn Menschen unmittelbar nach ihrer Inhaftierung "verschwinden" oder als Flüchtlinge in ein Land abgeschoben werden sollen, in dem ihr Leben bedroht ist.

Unterschriftenlisten an Informationsständen sorgen ebenso für Aufmerksamkeit wie Informationsveranstaltungen in der Schule oder in Kirchengemeinden. Auch der Bürgerfunk von Radio Lippe hat sich als Forum für ai zur Verfügung gestellt.
Während mehrerer Jahre betreuten die Blomberger einen Gefangenen in Marokko. Dieser war zu 20 Jahren Haft verurteilt und schwer gefoltert worden, weil er illegal Flugblätter verteilt hatte. Die Gruppe schrieb ihm ins Gefängnis, und der intensive Briefwechsel half dem Gefangenen in seiner Isolation. Neben dem direkten Kontakt mit dem Gefangenen schrieb ai-Blomberg Briefe an marokkanische Behörden, deutsche Politiker und Schriftsteller. Groß war die Freude bei der Nachricht von der vorzeitigen Entlassung des mittlerweile sehr vertraut gewordenen Gefangenen.


Blomberg@lz-online.de

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