Lippische Rundschau ,
04.02.1981 :
Eltern und Kollegen wehren sich gegen die Erklärung der "Klingenberg-Lehrer"
Stellungnahme vom Arbeitskreis der CDU-Frauen
Detmold (hof). Der "Arbeitskreis Schule" der CDU-Frauenvereinigung in Lippe hat die Frage aufgeworfen, welche Beweggründe 111 lippische Lehrer dazu veranlasst hätten, die widerrechtliche Inanspruchnahme und Benutzung fremden Eigentums gutzuheißen und die notwendig gewordene Räumung des Gebäudes durch die zuständigen Ordnungsorgane als "empörend" zu bezeichnen. Die Pädagogen hatten - die LR berichtete darüber - nach der Räumung der von jungen Leuten besetzten Klingenberg-Gebäude eine entsprechende "öffentliche Erklärung" in einer Zeitungsanzeige abgegeben. Der legitime Einsatz der Polizei werde von diesen Lehrern als Eingriff mit "massiver Gewalt" bezeichnet, der später ordnungsgemäß erfolgte Abbruch des Gebäudes werde "Verwüstung" genannt, schreibt der Arbeitskreis.
Die Leiterin Gertrud Hoke in einer Pressemitteilung: "Welches Gedankengut ist bei Lehrern zugrundezulegen, die eindeutig gesetzwidriges Verhalten als `gesellschaftspolitischen Konflikt` bezeichnen? Meinen die Unterzeichner, wenn sie von der `Ermutigung zu selbstbestimmten politischen Handeln` sprechen, also folgerichtig die Ermutigung zu rechtswidrigem Verhalten? Eine wirklich erschreckende Erkenntnis!"
Der Arbeitskreis fragt weiter, warum die namentlich genannten Lehrer eigentlich nur für diese jungen Leute Straffreiheit forderten. "Müssten sie dann nicht logischerweise für alle Rechtsbrecher insgesamt Straffreiheit fordern?" Hier sollte die zuständige Schulaufsichtsbehörde einmal prüfen, ob Lehrer, die Rechtswidrigkeit mit "politischem Handeln", den gesetzmäßigen Eingriff einer Behörde aber mit "massiver Gewaltanwendung" gleichsetzen, zur Erziehung von Schülern geeignet seien, fügt der Arbeitskreis der CDU-Frauen hinzu.
Unterdessen wurde bekannt, dass sich mindestens ein Detmolder Schulleiter, und zwar am Stadtgymnasium, gegen die Aktion der 111 ausgesprochen hat. In einem Schreiben an die Eltern, in dem eine Distanzierung von der Position der "Klingenberg-Lehrer" erfolgt, werde deutlich, dass die Mehrheit des Kollegiums die Auffassung des Schulleiters teile, hieß es gestern.
Am Gymnasium Leopoldinum II gibt es in Elternkreisen Überlegungen, ob man sich mit einer Erklärung gegen die Verlautbarung der 111 Lehrer zur Wehr setzen solle. Dies bestätigte gestern der Vorsitzende der Schulpflegschaftsversammlung Dr. Frank im LR-Gespräch. Am Donnerstagabend solle das Thema auf einer Schulpflegschaftssitzung behandelt werden.
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