Lippische Landes-Zeitung ,
11.12.1992 :
Bürgermeister verurteilt Anschlag aufs schärfste / "Bevölkerung muss stärker sensibilisiert werden ... "
Lügde (mab). "Ich bin tief betroffen über den Anschlag auf das Ausländerheim im ehemaligen Bahnhof und verurteile diese Tat aufs schärfste", zeigte sich Bürgermeister Bernd Arens gestern mittag im Gespräch mit unserer Zeitung noch immer entsetzt darüber, dass "so etwas nun auch in Lügde" möglich geworden sei.
Damit nahm der Bürgermeister gleichzeitig vorweg, was er gestern abend in der Lügder Ratssitzung äußerte, wo er einen Appell zum Kampf gegen Ausländerhass und Rassismus an die Bürger richtete.
Arens: "Wir sind gegen jede Form der Gewalt. Der Rat hat dies vor kurzem mit dem Beitritt zur Kreistagsresolution 'Lippische Initiative für Toleranz und Menschlichkeit' deutlich unter Beweis gestellt."
Er selber, so der Bürgermeister weiter, habe keinerlei Hinweise darauf, ob die beiden 17 und 21 Jahre alten Brüder aus der Osterräderstadt einer rechtsextremistischen Vereinigung angehören. "Bei allem, was ich inzwischen erfahren habe, müssen wir aber wohl leider davon ausgehen, dass es sich um mehr als nur einen bloßen Streit handelt."
Angesichts des nun in Lügde Geschehenen müsse die Bevölkerung noch stärker als bisher für das Thema sensibilisiert werden - diese Ansicht vertrat der Lügder Ratsvorsitzende im Gespräch. "Wir müssen alle zusammen erreichen, dass jeder einzelne in seinem persönlichen Umfeld in der Familie, im Bekanntenkreis und am Arbeitsplatz alles nur eben mögliche unternimmt, um gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Gewaltbereitschaft und vor allem auch pauschale Vorurteile anzukämpfen."
Arens lobte insbesondere die vorbildliche Aktion der Lügder Grundschulkinder, die zusammen mit den Lehrern auf dem Marktplatz demonstrierten. "Wenn andere Organisationen so etwas auch vorhaben, werden wir dies seitens der Stadt auch unterstützen. Falls weitere Vorfälle gegen Ausländer beobachtet werden, sollen diese gemeldet werden, damit die staatliche Gewalt einschreiten kann."
Blomberg@lz-online.de
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