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Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Westfälische , 27.01.2004 :

Schüler informieren über Rechts-Rock / Bis zum 13. Februar: Ausstellung im Oberstufenkolleg

Bielefeld (kurt). Sven wundert sich. Auf der Party, zu der ein Grieche eingeladen hat, werden die Böhsen Onkelz gespielt. "Wie kann das sein?" fragt sich der Schüler des Oberstufenkollegs. "Früher hat diese Band rechte Musik gemacht, dass die heute anders drauf sind, glaubt doch keiner." Rechts-Rock, ein Thema, das Schüler beschäftigt. So sehr, dass sie eine Ausstellung dazu auf die Beine gestellt haben. Zu sehen im Oberstufenkolleg, neben der Uni.
"Es ist total verbreitet, eine latente rechte Gesinnung zu haben", hat Sven (20) beobachtet. Sabrina (19) hat festgestellt, dass "viele ein Lied gut finden und gar nicht darauf achten, dass der Text rechtsextrem ist." Jan (21) ist aufgefallen, "dass auf immer mehr öffentlichen Konzerten und Parties Rechte provozieren und Aggressionen schüren".

Rechts-Rock wurde gestern eröffnet. Von den verantwortlichen Lehrern - Christine Brade und Uwe Horst - sowie der ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Grünen, Annelie Buntenbach. Vor den Worten stand aber die Musik: Schüler des Kollegs spielten einen Blues, der sich fast unmerklich wandelte - zum Deutschlandlied. Unter den Zuhörern: vier Mitarbeiter des Bielefelder Staatsschutzes, darunter Chef Dirk Butenuth.

Zur Ausstellung: "Sie ist ein fächerübergreifendes Projekt", so Brade. Entstanden während in 2003, aus den Blickwinkeln der Geschichte, Politik, Musikwissenschaft/-pädagogik. Brades Kollege Horst hatte mit Schülern an der
Ausstellung "Rechtsextremismus OWL" gearbeitet (Hintergrund: die Proteste gegen die Wehrmachtsausstellung und die Kneipe Zum Postmeister). Sie wurde mit der Idee zu "Rechts-Rock" zusammengeführt. Ein Projekt, das die Schüler faszinierte. Horst: "Wir merkten schnell, dass die Jugendlichen in ihrer Umgebung mit diesen Themen konfrontiert werden." Jan Raabe, Rechtsextremismus-Experte und Buchautor ("Rechts-Rock" und "Ästhetische Mobilmachung") beriet Lehrer und Schüler, gab Tipps.

Brade und Horst hoffen, dass sich auch Schüler anderer Schulen für das Thema interessieren und ins Kolleg kommen. Denn: "Das Einsickern von Rechtstendenzen in die Jugendszene ist beängstigend, das läuft über Musik, Fanzines und Broschüren."

Gerne führen die Ausstellungsmacher Klassen, Jugendgruppen und andere Interessierte durch "Rechts-Rock" - Infos unter Tel.: (05 21) 1 06 28 56. Die Ausstellung ist bis Freitag, 13. März, geöffnet - montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr. Mittags läuft ab 12 Uhr ein Film zum Thema. Am Mittwoch, 4. Februar, hält Raabe ab 19 Uhr den Vortrag "Ästhetische Mobilmachung", am Donnerstag, 12. Februar, gibts ab 19 Uhr eine Podiumsdiskussion zu "Gefahren durch Rechts-Rock".


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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