www.hiergeblieben.de

Mindener Tageblatt , 26.01.2004 :

Kopftuch kein Thema / In Hiller Grundschulen keine Diskussion über ein Verbot

Von Doris Christoph

Hille (mt). Für die einen ist ein Kopftuch ein Glaubensbekenntnis, für andere ein Symbol von Unterdrückung und politischer Gesinnung. Das MT fragte an Hiller Grundschulen nach, wie dort das Kopftuch-Verbot thematisiert wird.

"Das ist bei uns kein Thema, da keine muslimischen Kinder oder Lehrer unsere Schule besuchen", erklärt Helga Wittenfeld, Leiterin der Grundschule Hille. Sie selber sieht in dem Kopftuch aber schon mehr als nur ein Kleidungsstück. "Es hat eine deutliche Botschaft."

Auch an den anderen Grundschulen gab es weder von Eltern- noch von Lehrer-Seite Diskussionen übers Kopftuch-Verbot. "Wir haben keine Muslime in unserer Schule", sagt Hans Robert, Leiter der Grundschule Nordhemmern. "Erst wenn eine Entscheidung gefällt werden müsste, würde ich mich mit dem Thema befassen", meint er.

"Bei uns gibt es zwar ein Mädchen mit islamischem Glauben, aber es trägt kein Kopftuch", berichtet die Schulleiterin der Grundschule Oberlübbe, Roswitha Ullrich. Es gebe auch keine direkten Anweisungen, wie sich die Schulen gegenüber Lehrerinnen, die ein Kopftuch tragen, zu verhalten hätten.

Würde es an ihrer Schule eine Lehrerin muslimischen Glaubens geben, die ein Kopftuch trage, würde Ullrich zuerst das Gespräch suchen. "Denn es gibt eine Regelung, nach der kein Lehrer eine religiöse Richtschnur vorgeben darf. Und diese Trennung muss in der Schule eingehalten werden." Sie findet, dass die Neutralität an Schulen gewahrt werden müsse.

Doris Rodenberg leitet eine evangelische Bekenntnisschule. "Es sollte eigentlich Religionsfreiheit herrschen, aber ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die sich durch ein Kopftuch bedroht fühlen. Da hier nur Frauen arbeiten, müsste eine muslimische Lehrerin vielleicht gar kein Kopftuch tragen", überlegt sie. Muslimischen Schülerinnen würde ein Kopftuch nicht verboten werden, sie müssten aber, wie auch Katholiken und Zeugen Jehovas, am Religionsunterricht teilnehmen. "Wir wollen unsere Schüler zu Offenheit gegenüber anderen Religionen erziehen."

Über die Aussage von Bundespräsident Johannes Rau, wenn Kopftücher verboten würden, müssten Nonnenkluft, Kreuz und jüdische Kippa ebenfalls untersagt werden, herrscht bei den Pädagogen Einigkeit. "Er ist da sehr weit vorgeprescht", findet allerdings Robert. "Wir sind nun einmal christlich orientiert und der Glaube hängt mit unserer Geschichte zusammen", gibt er zu bedenken.

Obwohl Helga Wittenfeld die Meinung vertritt, Staat und Kirche seien zu trennen, hat sie gegen das Kreuz als Glaubenssymbol nichts einzuwenden. "Wir sind nun einmal christlich gesinnt, da ist ein Kreuz in Ordnung", sagt sie.

"Ich würde ein Kreuz nicht in unseren Klassenräumen aufhängen. Aber wir sind auch nicht in kirchlicher Trägerschaft, sondern eine Gemeinschaftsgrundschule", meint Ullrich. Generell halte sie ein Kreuz für nicht so konfliktbeladen wie ein Kopftuch, dass oft auch eine politische Richtung signalisieren würde. "Kreuze haben in unserem Land auch etwas mit Tradition zu tun."


mt@mt-online.de

zurück