Verein zur Aufarbeitung der Geschichte der deutschen Wehrmacht e.V. ,
02.01.2004 :
Von der Täter- zur Opfergesellschaft? / Zum Umbau der deutschen Erinnerungskultur / Vortrag Prof. Dr. Harald Welzer / Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag
Dienstag, 27. Januar 2004, 19.30 Uhr
Vortragssaal des Historischen Museums, Ravensberger Park 2, Bielefeld
Der Eintritt ist frei
Nicht erst seit dem Erscheinen der Novelle "Im Krebsgang" von Günter Grass scheint es wieder möglich, von den deutschen Leiden im Zweiten Weltkrieg zu sprechen. In zahlreichen Fernsehsendungen und Buchveröffentlichungen werden der "Bombenkrieg gegen deutsche Städte" und die "Vertreibungen" behandelt. Nach der Entscheidung für das zentrale Holocaust-Mahnmal in Berlin, ist nun ein "Zentrum gegen Vertreibungen" im Gespräch, um das Leiden der "Deutschen im Osten" zu thematisieren.
Die Erinnerungskultur der Bundesrepublik ist, wie neuere Untersuchungen zeigen, von einer beträchtlichen Diskrepanz zwischen den Gedenkritualen der offiziellen Vergangenheitsbewältigung und einer ganz anderen Erinnerung auf der Alltagsebene gekennzeichnet. Hier kommen begangene Verbrechen und der Holocaust kaum mehr vor. Viele empfinden die Beschwörung von Gedenkformeln nicht selten als "Aufklärungs-Overkill".
Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Erinnerungskultur der Bundesrepublik? Wie kann den dunkelsten Kapiteln der deutschen Geschichte, wie kann des Völkermords an den Juden gedacht werden, ohne in Rituale zu verfallen?
Von Prof. Dr. Harald Welzer, dem Leiter der Forschungsgruppe "Interdisziplinäre Gedächtnisforschung" am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen, erwarten wir Antworten zu diesen und weiteren Fragen. Prof. Welzer hat im vergangenen Jahr eine Studie zum Thema Nationalsozialismus und Familiengedächtnis mit dem Titel "Opa war kein Nazi" (Frankfurt am Main, Fischer 2002) veröffentlicht.
info@aulbi.de
|