Lippische Landes-Zeitung ,
28.04.2006 :
Jüdische Gemeinde kritisiert Umgang mit Mikwe / Stadt hält Vorgehen für angemessen und sachgerecht
Detmold (da). Der Fund eines jüdischen Tauchbeckens in der Freiligrathstraße hatte zunächst Aufsehen in der Fachwelt und bei interessierten Laien erregt. Nun zieht der Umgang mit dem inzwischen wieder verfüllten Bodendenkmal einige Aufregung nach sich. Vor allem die Jüdische Gemeinde Herford-Detmold zeigt sich über das Vorgehen irritiert.
Diese Mikwe, schreibt deren Geschäftsführer Thorsten Stüker in einem Brief an Bürgermeister Rainer Heller, stelle "eine letzte Spur jüdischen Privatlebens in Detmold" dar und genieße deshalb "einen hohen Stellenwert für uns als Juden". Stüker äußert sein Unverständnis darüber, dass das historische Bauwerk - erst das zweite seiner Art in Lippe - so schnell wieder zugeschüttet worden sei und fordert eine "denkmalgerechte Aufbereitung".
Dies sei in ausreichendem Maße geschehen, sagte Verwaltungsvorstandsmitglied Dr. Volkmar Reinke gestern Abend vor dem Rat. Er verwies darauf, dass das Grabungsteam um Bodendenkmalpflegerin Dr. Elke Treude vom Lippischen Landesmuseum alle Details durch Fotos, Zeichnungen und Vermessungen dokumentiert habe. Die Mikwe sei unter Einhaltung fachlicher Kriterien mit Sand verfüllt und abgedeckt worden, um den Bestand entsprechend zu schützen.
Nach Reinkes weiteren Angaben sollen bereits in Kürze aktuelle Bilder im Ladenlokal Krumme Straße 38 gezeigt werden.
Zu einem späteren Zeitpunkt folge nach Auswertung des Materials eine fachkundige Präsentation im Museum. Ob vor Ort mit einer Hinweistafel oder auf andere Art und Weise auf das Vorhandensein des Tauchbeckens hingewiesen werde, sei noch nicht entschieden, fügte der Technische Beigeordnete hinzu. Man prüfe aber verschiedene Möglichkeiten. Bei den weiteren Bauarbeiten werde darauf geachtet, dass die Mikwe nicht in Mitleidenschaft gezogen werde.
Der LZ-Bericht vom vergangenen Mittwoch hat nach Angaben der Stadt vielfältige Nachfragen und auch mehrere Schreiben zur Folge gehabt, so seitens des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Auch darin war angeregt worden, vor Ort in angemessener Weise über dieses bemerkenswerte Zeugnis jüdischer Geschichte zu informieren.
Detmold@lz-online.de
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