www.hiergeblieben.de

Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische , 24.01.2004 :

Familie droht Reise ins Nichts / Mutter mit zwei kleinen Kindern soll ohne Ehemann in die Ukraine ausreisen

Herford (jwl). Mohammed (2) hält seinen Spielzeug-LKW in der Hand, lacht, als er mit seiner Mutter Maria Beridze und Schwester Mentaha (4) fotografiert wird. Maria Beridze lacht nicht. In den Augen der 26-Jährigen spiegeln sich Ungewissheit und Angst. Am 28. Januar muss sie mit Mohamed und Mentaha Deutschland verlassen, wird am Flughafen Kiew – im ukrainischen Winter bei Temperaturen um minus 20 Grad – vor dem Nichts stehen.

Die Mutter, die in der Ukraine geboren wurde, hatte einer freiwilligen Ausreise zugestimmt – aber in dem Irrglauben, ihr Mann, der aus dem Libanon stammt und keinen Pass besitzt, dürfe mit einreisen. Doch die ukrainischen Behörden haben dem 32-Jährigen, der getrennt von seiner Familie in Berlin untergebracht ist, keine Einreiseerlaubnis erteilt. "Meine Familie wird zerrissen", erzählt Maria Beridze, die mit ihrem Mann bis zu ihrer Flucht 1998 im Libanon lebte. Weil ihr Mann Omar Haddad, dort verfolgt worden war, hätten sie in Deutschland einen Asylantrag gestellt, der abgelehnt worden sei. Weil die Duldung ablief, habe sie einer freiwilligen Ausreise zugestimmt. "Kontakte in der Ukraine habe ich nicht mehr", sagt sie. Sie wisse nicht, wie sie mit ihrer Familie ohne Vater überleben solle.

Möglichkeiten, die Ausreise in den Sommer zu verschieben, gibt es laut Ausländeramt der Stadt Herford nicht, da die ukrainischen und andere europäische Behörden auf den Termin der Ausreise der Beridzes eingestellt seien, so eine Sprecherin der Stadt. Maria Berizes Ehemann müsse sich um seinen Pass kümmern, könne dann reisen.

"Doch wie soll die Familie in der Ukraine zurechtkommen. Ohne Vater", fragt Anke Stratmann-Horn, die ehrenamtlich als Flüchtlingsbegleiterin die Beridzes betreut: "Laut Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen steht der Familie ein besonderer Schutz zu." Dieser Schutz werde ignoriert, sagt sie. So sei die 26-Jährige an ein Frauenhaus in Kiew verwiesen worden, das aber gar nicht existiere. Anke Stratmann-Horn hofft, die Ausreise der Familie noch hinausschieben zu können, bis die Situation des Vaters geklärt ist. Und sie hofft auf Unterstützung der Herforder Bürger, die sich unter (05221) 62555 bei ihr melden können. Mohammed zeigt noch einmal seinen Spielzeuglaster. Denn noch darf er lachen, seine Mutter hoffen.

24./25.01.2004
lok-red.herford@neue-westfaelische.de

zurück