Zeitung für den Altkreis Lübbecke / Neue Westfälische ,
24.01.2004 :
Um der Kinder willen Familie in Deutschland aufnehmen / Lehrer und Schulpflegschaftsvorsitzende des Söderblom-Gymnasiums richten Petition an den nordrhein-westfälischen Landtag
Von Hans Kracht
Espelkamp. In einem Schreiben an den Petitionsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtages bitten Lehrer und die Schulpflegschaftsvorsitzende des Söderblom-Gymnasiums um Hilfe für die 16-jährige Helene P., die mit ihrem Vater Vadim und ihrem Bruder Maksim am 9. Januar nach Kirgistan abgeschoben wurde.
Um der Kinder willen sollte der Familie eine Aufnahme in Deutschland ermöglicht und dazu die anstehende Abschiebung ihrer Mutter ausgesetzt werden, heißt es in dem Schreiben.
Alle Verwandten der Kinder väterlichersetis - Großmutter, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen - lebten bereits in Deutschland und besaßen die deutsche Staatsbürgerschaft, als die Familie von Wadim P. Ende 1999 nach Deutschland einreiste. Die damals zwölfjährige Helene habe zunächst die Bischof-Hermann-Kunst-Schule besucht und wurde später in die fünfte Klasse des Gymnasiums eingeschult. Schon damals habe sie über gute Deutschkenntnisse verfügt. Ihre schulischen Leistungen seien derzeit so , dass sie das Abitur erlangen könne.
Die Rückkehr nach Kirgistan führe für Helene zu einem erneuten Bruch ihrer Schullaufbahn, die psychische Belastung komme noch hinzu. Entscheidende Lebensabschnitte seien für Helene in Kirgistan weder umkehrbar noch wiederholbar, auch verfüge sie nicht über hinreichende Kenntnisse der kirgisischen Sprache. Für den Fall einer Rückkehr würde man sich natürlich in der Schule weiter um Helene bemühen.
Noch gravierender stelle sich die Situation für Helenes Bruder Maksim dar, der vierjährig nach Deutschland kam und über keine Russischkenntnisse verfüge. Die Trennung nun von seiner Mutter müsse als sehr bedenklich eingestuft werden, zumal der Vater seit 2001 nur vorübergehend zu Besuch bei der Familie war, heißt es im Schreiben.
Maksim wurde 2001 in der Ostlandschule eingeschult. "Schon am Ende der ersten Klasse hatte er einige Freunde gefunden", schreibt seine Klassenlehrerin und weiter: "Er spricht inzwischend fließend Deutsch und ist voll in die Klassengemeinschaft integriert. Die Klasse ist sehr bestürzt über sein plötzliches Verschwinden, und alle sind sehr traurig, dass Max, wie wir ihn genannt haben, sich nicht verabschieden konnte und wir ihm noch nicht einmal schreiben können."
24./25.01.2004
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